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01.07.2025 | 14:00

Lehren aus dem Hochwasser 2024: Land NÖ stärkt Schutz, Prognose und Vorsorge

LH Mikl-Leitner, LH-Stv. Pernkopf, Prof. Zibuschka und FF-Kdt. Fahrafellner präsentierten „Lehren aus dem Hochwasser“

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Professor Friedrich Zibuschka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (v.l.n.r.) präsentierten Ableitungen aus der Analyse zum Hochwasser im September 2024.
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Professor Friedrich Zibuschka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (v.l.n.r.) präsentierten Ableitungen aus der Analyse zum Hochwasser im September 2024.© NLK FilzwieserDownload (2.0Mb)

Das Hochwasser im September 2024 forderte das ganze Bundesland. Am heutigen Dienstag informierten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Professor Friedrich Zibuschka und Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bei einer Pressekonferenz im Landhaus über die Lehren, die man aus diesem Ereignis gezogen hat.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner erinnerte, dass „das Hochwasser im September 2024 Niederösterreich mit voller Wucht getroffen hat.“ Die Katastrophe habe fünf Menschenleben gefordert und einen Schaden von 1,07 Milliarden Euro verursacht. Rund 131.000 Menschen – darunter Einsatzkräfte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Straßendienst, Bundesheer und Rettungsorganisationen – seien im Kampf gegen die Wassermassen im Einsatz gewesen. Um die Folgen abzufedern, habe das Land die Hochwasserhilfen von 20 auf 50 Prozent, in Härtefällen auf bis zu 80 Prozent erhöht. „Wir haben 359 Millionen Euro ausgezahlt und 23.000 Anträge wurden abgearbeitet“, so Mikl-Leitner.

Zugleich verwies die Landeshauptfrau auf umfassende Investitionen seit 2002: 1,6 Milliarden Euro für 800 Hochwasserschutzprojekte und den Ausbau des Frühwarnsystems. Auch aus dem jüngsten Ereignis ziehe man Konsequenzen: „Wir können Katastrophen nicht verhindern und keine absolute Sicherheit garantieren. Aber wir können uns bestmöglich vorbereiten“, betonte sie.

Dazu wurde Professor Friedrich Zibuschka mit einer umfassenden Analyse beauftragt. Die Empfehlungen reichen vom weiteren Ausbau des Hochwasserschutzes über bau- und raumordnerische Maßnahmen bis hin zur Stärkung des Katastrophenschutzes. Mikl-Leitner kündigte an, bestehende Projekte zu prüfen, Prioritäten zu setzen und die technische Ausstattung zu verbessern. Künftig werde man den Flüssen mehr Raum geben, Retentionsflächen erweitern und Prognoseinstrumente ausbauen. „Wir werden an jeder Stellschraube drehen, um Verbesserungen vorzunehmen“, so die Landeshauptfrau. Die klare Botschaft: Die Empfehlungen der Expertinnen und Experten sollen als Handlauf angesehen und umgesetzt werden.

Abschließend hob Mikl-Leitner die gesellschaftliche Kraft hervor, die Niederösterreich durch die Krise getragen habe: „Zusammenhalt, Verantwortung und Herzblut sind das, was unser Land stark macht. Auf unsere Zivilgesellschaft ist Verlass – und gemeinsam können wir die beste Zukunft für unsere Kinder schaffen.“

LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf hob drei zentrale Erkenntnisse aus der Analyse hervor. Erstens: Die Hilfe sei schnell und unbürokratisch angekommen. „Die Prämisse bei den 23.000 Hilfszahlungen war: Möglichst rasch, möglichst pragmatisch, möglichst unbürokratisch. Wir waren sofort mit unseren Schadenskommissionen unterwegs, haben die Sachverständigen aufgestockt und Eilüberweisungen veranlasst“, so Pernkopf. Die rasche Auszahlung habe sich als entscheidend für betroffene Haushalte und Gemeinden erwiesen.

Zweitens bleibe der weitere Ausbau von Hochwasserschutz und Prognosesystemen essenziell. Niederösterreich verfüge mit 60 veröffentlichten Prognosepegeln über doppelt so viele wie andere Bundesländer. Diese hätten etwa am Kamp geholfen, um den Stausee Ottenstein rechtzeitig abzusenken und riesige Überflutungen zu vermeiden. Zudem zeige die Analyse deutlich, dass der bisherige Schutz wirke: So habe das Rückhaltebecken Fahrafeld – errichtet um 43 Millionen Euro – Schäden von bis zu 70 Millionen Euro verhindert. Auch in Hofstetten-Grünau konnten mit einem 4,2-Millionen-Euro-Projekt Schäden in zweistelliger Millionenhöhe abgewendet werden. Seit dem Hochwasser wurden bereits 20 neue Projekte gestartet. Mehrere Projekte werden priorisiert, u.a. in Markersdorf um 22 Millionen Euro, Perschling um 15 Millionen Euro und St. Leonhard / Forst um 14,5 Millionen Euro. „Ein Drittel wird künftig in Projekte fließen, mit denen den Flüssen wieder mehr Raum gegeben wird,“ kündigt Pernkopf an. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf der Funktionsfähigkeit dieser Rückhaltebecken: „Der Menschenschutz geht vor Naturschutz. Es kann nicht sein, dass Tiere oder Bewuchs die Wirksamkeit von Rückhaltemaßnahmen beeinträchtigen.“

Drittens hielt Pernkopf fest, sei der Einsatz „extrem professionell abgewickelt“ worden. 131.000 Einsatzkräfte – darunter 98.000 Feuerwehrmitglieder – hätten bewiesen: „Der Zusammenhalt in Niederösterreich ist stärker als jede Naturkatastrophe.“ Abschließend betonte Pernkopf: „Echte Helden tragen Feuerwehruniform.“

Professor Friedrich Zibuschka blickte zunächst auf bereits umgesetzte Maßnahmen nach den Hochwässern 2002 und 2013 zurück – darunter den Ausbau des Hochwasserschutzes, über 200 Renaturierungsprojekte und Sonderkatastrophenschutzpläne. Zentral sei, auch künftig an den bestehenden Hochwasserschutzstrategien festzuhalten und Flüssen mehr Raum zu geben. Dazu gehöre auch der Ausbau von Messstellen, um die Vorwarnung weiter zu verbessern. Ein großes Potenzial sieht Zibuschka in der Professionalisierung der Wasserverbände: „Damit kann man Kompetenzen bündeln und weiterbilden.“ Diese seien wesentlich für Betrieb und Instandhaltung der Schutzanlagen.

Zudem müsse man das heutige Bemessungsmodell für Hochwasserereignisse – das sogenannte HQ100 – neu überdenken. „Hundertjährliche Hochwasser-Ereignisse würden mittlerweile öfter auftreten“, stellte Zibuschka klar. Hier bestehe Nachschärfungsbedarf – auch auf Bundesebene. Auch in der Raumordnung gebe es Handlungsbedarf: Während in HQ100-Gebieten bereits keine neue Widmung als Bauland erfolgt, solle künftig auch das Thema Hangwasser stärker berücksichtigt werden.

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner sagte, man habe „über Jahre vorbeugende Maßnahmen gesetzt, die uns und der Bevölkerung zu Gute gekommen sind.“ Man sei in Niederösterreichsehr gut aufgestellt und habe bereits während der Katastrophe gemeinsam mit der Landesregierung weitere Maßnahmen getroffen und Systeme und Hochleistungspumpen angeschafft. In der Analyse auf das Ereignis im September 2024 habe man auch Abläufe bei der Dammüberwachung verbessert und sich Lage-Darstellungsprogramme angesehen, die man in Zukunft einsetzen werde. Fahrafellner hob weiters den bereits in Bau befindlichen nächsten Containerterminal in Tulln hervor. „Ich glaube das Gesamtpaket ist schon ein besonderes System und diese enorme Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehr ist bemerkenswert“, sagte er abschließend und bedankte sich pauschal bei allen, die hier unterstützen.

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Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Professor Friedrich Zibuschka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (v.l.n.r.) im Gespräch.
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Professor Friedrich Zibuschka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (v.l.n.r.) im Gespräch.© NLK FilzwieserDownload (2.4Mb)

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Professor Friedrich Zibuschka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (v.l.n.r.) im Gespräch.

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