Tschernobyl – New Safe Confinement (NSC)

Am 26. April 1986 kam es im Reaktorblock 4 in Tschernobyl zu einer Explosion mit anschließender Kernschmelze. Der in den 2010-Jahren errichtete neue Sarkopharg (New Safe Confinement) soll 100 Jahre Schutz vor der radioaktiven Strahlung aus dem havarierten Reaktorblock bieten.

Darstellung des Aufbaues des neuen Sarkophagen
© Berria (Lizenz cc-by-sa-4.0)

Am 26. April 1986 kam es im Reaktorblock 4 in Tschernobyl zu einer Explosion mit anschließender Kernschmelze. Tagelang wurden radioaktive Partikel in die Luft geschleudert, es kam zu einer großräumigen Verteilung über der Ukraine, der Russischen Förderation, Weißrußland und wesentlich geringer in Skandinavien und in Mitteleuropa. Rund 600 000 sogenannte Liquidatoren errichteten einen ersten Sarkopharg aus Stahl und Beton über dem havarierten Reaktorblock. In einem    Radius von 30 km um das Kernkraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet.

Der letzte Reaktorblock in Tschernobyl wurde im Jahr 2000 stillgelegt, am Gelände lagern noch rund 20 000 abgebrannte Brennelemente in Abklingbecken.

Nachdem der alte Sarkopharg nach 30 Jahren durchlässig wurde, wurde 2010 mit dem Bau eines gigantischen neuen Sarkophargs mit einem Gewicht von 36 000 Tonnen begonnen. Das New Safe Confinement (NSC) ist eine doppelwandige Stahlkonstruktion und soll stabil genug sein, um einen Tornado abzuhalten. Das Gebäude ist rund 165 Meter lang und 110 Meter hoch, der Bogen hat eine Spannweite von 257 Metern.
Die Stahlkonstruktion beherbergt eine Vielzahl von technischen Geräten und Hilfsmitteln, wie Roboterarme, Betonbohrer und –zerkleinerer sowie einen 10-Tonnen Staubsauger, die von außen über einen Kontrollraum ferngesteuert werden können.
Zwischen den beiden Außenwänden des NSC wird stets Überdruck erzeugt, sodass kein kontaminiertes Material nach außen gelangen kann. Zum Schutz vor Korrosion muss die Luft im Hohlraum zwischen den Stahlhüllen ständig ventilieren.  

Aufgrund der starken Strahlung am Reaktorgelände musste die neue Hülle zum Schutz der Arbeiter in sicherer Entfernung vom alten Sarkopharg errichtet werden. Im Jahr 2016 wurde die riesige Stahlkonstruktion auf Teflon-Schienen gestellt und in rund 40 Stunden, verteilt auf mehrere Tage, schubweise über den havarierten Reaktor geschoben. 
Die Kosten zur Absicherung des havarierten Reaktors betrugen 2,15 Milliarden Euro, die von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, 42 Staaten und der EU-Kommission aufgebracht wurden. Das New Safe Confinement soll rund 100 Jahre Schutz vor der Strahlung aus dem havarierten Block 4 in Tschernobyl bieten. Dieser Zeitraum soll für die Entwicklung einer langfristigen Lösung und den Abtransport des radioaktiven Materials in ein Endlager genutzt werden. 

Im März 2022 kam das Kernkraftwerk Tschernobyl in die Schlagzeilen als im Zuge des Ukrainekrieges russische Soldaten das Gebiet rund um das stillgelegte AKW Tschernobyl eroberten und es zu einem tagelangen Stromausfall im besetzten Kernkraftwerk kam. Da es sich um keinen längerfristigen Stromausfall handelte, konnte die AKW-Sicherheit zwar durch die Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren aufrechterhalten werden, allerdings zeigen diese Zwischenfälle wieder einmal auf, wie gefährlich der Betrieb eines Atomkraftwerkes sein kann.

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Letzte Änderung dieser Seite: 5.3.2024
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