27.05.2025 | 13:24

Jubiläumsfeier „25 Jahre Nationalpark Thayatal“

LR Schleritzko: Neue Aussichtswarte zeigt außergewöhnliche Einblicke in eine einzigartige Tallandschaft

Strahlender Sonnenschein, beeindruckende Ausblicke und viele begeisterte Besucherinnen und Besucher: Mit dem Jubiläumsfest „25 Jahre Nationalpark Thayatal“ feierte der Nationalpark Thayatal kürzlich die Ausweisung als Nationalpark vor 25 Jahren. Höhepunkt war die feierliche Eröffnung der neuen Aussichtswarte „Umlaufblick“, die ein spektakuläres Panorama über die Flussschleifen und Umlaufberge des Thayatals eröffnet – ein neues, würdiges Wahrzeichen für ein Vierteljahrhundert gelebten Naturschutz.

„Der Nationalpark Thayatal zeigt seit 25 Jahren eindrucksvoll, dass Naturschutz und regionale Entwicklung kein Widerspruch sind. Er ist ein Vorzeigeprojekt für die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg und ein Erfolgsmodell, das weit über das nördliche Niederösterreich hinausstrahlt“, freute sich Landesrat Ludwig Schleritzko über das Jubiläum und die neue Besucherinfrastruktur im Nationalpark Thayatal.

Während seiner Tätigkeit als Nationalparkdirektor hatte Schleritzko die Bezeichnung „Green Canyon Österreichs“ für das Thayatal bei Hardegg geprägt. Die Thaya hat sich hier tief in das harte Gestein des Waldviertels eingeschnitten. Vor drei Millionen Jahren entstanden zahlreiche Mäander, die das Bild des Thayatales prägen. Sie beherbergen heute eine Vielzahl von Lebensräumen und sind daher mitverantwortlich für den außerordentlichen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten. Seit 25 Jahren wird das Thayatal bei Hardegg durch einen Nationalpark geschützt und bildet so gemeinsam mit dem benachbarten Národní park Podyjí ein 7.700 Hektar großes grenzüberschreitendes Schutzgebiet.

Am Merkersdorfer Rundwanderweg, der zu dem Talabschnitt mit den beiden Umlaufbergen führt, wurde im Rahmen der Jubiläumsfeier eine 16 Meter hohe Aussichtswarte eröffnet, die einen einzigartigen Ausblick auf die Tallandschaft der Thaya bietet. „Nirgendwo sonst kommt die Besonderheit des Thayatales besser zum Ausdruck als hier bei den beiden Umlaufbergen. Mehrere Bergrücken und Flussabschnitte sind hier zu sehen, der genaue Verlauf des Flusses ist aber nur schwer nachzuvollziehen. Steht man auf dem höchsten Punkt der Aussichtswarte, so liegt dem Besucher das Thayatal zu Füßen. Der Blick ins Tal ist spektakulär, aber auch sehr stimmungsvoll. Man spürt die Ruhe und Erhabenheit der Tallandschaft und fühlt sich mit der Natur des Nationalparks verbunden“, so Nationalparkdirektor Christian Übl, der die Idee für diese Aussichtswarte im Rahmen eines von der ecoplus Regionalförderung unterstützten Projektes umsetzte.

Die Konstruktion der Aussichtswarte befindet sich am Übergangsbereich zwischen der Hochebene und den Talhängen und besteht aus Natur-Baumstämmen, die durch Zug- und Druckstäbe verbunden sind und eine stabile Stahl-Treppe tragen. Wie ein Baumwipfelpfad führt eine 28 Meter lange Treppe zwischen den Bäumen nach oben und nutzt das natürliche Gefälle, um über die Baumkronen zu gelangen. Der Architekt Karl Gruber hat bei der Gestaltung versucht, einen Dialog zwischen Architektur und der unberührten Natur des Nationalparks zu führen: „Die Funktion der Skulptur entstammt einem Urbedürfnis sich aufzurichten und Überblick zu verschaffen. Die grandiose Natur soll für den Menschen erlebbar gemacht und ein Selbstverständnis mit ihr geschaffen werden. Bereits zur Zeit der Inkas und Mayas wurden große Treppenanlagen in den Urwäldern errichtet, um dem Himmel näher zu kommen und die Natur und die Schöpfung preisen zu können.“

Nach der Segnung durch Kräuterpfarrer Benedikt und der anschließenden Eröffnung folgte ein Festakt beim Nationalparkhaus. Der neue Direktor des Národní park Podyjí Pavel Müller ging dabei auf die Verhinderung des geplanten Kraftwerks in Tschechien und die Geschichte der Nationalparkentstehung ein. Der Wissenschaftler und langjährige Thayatal-Kenner Thomas Wrbka zeigte sich begeistert über die naturräumliche Entwicklung des Nationalparks in Richtung Wildnis: „Der Nationalpark Thayatal ist ein echtes Vorzeigebeispiel für naturnahe Waldentwicklung. Während in ganz Österreich durchschnittlich nur rund 20 Prozent der Wälder als naturnah gelten, liegt dieser Anteil im Thayatal bereits bei beeindruckenden 80 Prozent. Das zeigt, wie wichtig großflächiger, konsequenter Schutz für die langfristige ökologische Qualität unserer Wälder ist.“

Seit 25 Jahren kann sich die Natur im Nationalpark Thayatal nahezu frei entwickeln. Verschollene Arten wie Wildkatze, Wanderfalke und Seeadler sind zurückgekehrt. Vor allem Spechte, Fledermäuse, Totholzkäfer und Pilze profitieren von der Wildnis-Entwicklung im Nationalpark. Die Naturraumforschung hat zur Entdeckung zahlreicher seltener Arten geführt und eine erstaunlich hohe Biodiversität im grenzüberschreitenden Schutzgebiet nachgewiesen. Mehr als die Hälfte aller Säugetier-, Reptilien- und Amphibienarten Österreichs konnten im Nationalpark Thayatal registriert werden.

Sektionschef Christian Holzer vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft unterstrich dazu die Bedeutung des Nationalparks im internationalen Kontext: „Der Nationalpark Thayatal ist ein eindrucksvolles Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung der Nationalparkidee in Österreich. Die internationale Anerkennung durch das Europadiplom und die EUROPARC-Zertifizierung belegen die außergewöhnliche Qualität dieses Naturjuwels.“

Im Rahmen des Festprogramms wurden langjährige Weggefährten geehrt. Bürgermeister Friedrich Schechtner hob die Verdienste des Beiratsvorsitzenden Norbert Kellner hervor, der als Bürgermeister die Nationalparkwerdung vorantrieb und seit der Gründung des Nationalparks als Vorsitzender des Nationalparkbeirates tätig war. Valerie Zacherl-Draxler, Leiterin der Abteilung Naturschutz und Nationalparks im BMLUK, würdigte den langjährigen Einsatz von Nationalpark Rangerin Helga Donnerbauer aus Merkersdorf. Mit 84 Jahren ist sie die älteste Rangerin Österreichs. Sie kann auf stolze 750 Einsätze im Rahmen ihrer Rangertätigkeit zurückblicken und wird immer wieder gerne von Gruppen für Führungen gebucht.

Rund um die Jubiläumsfeierlichkeit gab es ein buntes Festprogramm, an dem zahlreiche Partnerorganisationen des Nationalparks Thayatal mitgewirkt haben: Die Waldviertler Grenzlandkappelle, die Freiwillige Feuerwehr Merkersdorf, das Nationalpark Brass Quartett, die Hardegger Bäuerinnen, die Winzerfamilie Rockenbauer, die Freunde des Nationalparks, die Partnerschule in Pleissing, die Senior Ranger, der Národní park Podyjí und die Wissenschaftler beteiligten sich mit Verköstigung und Programmgestaltung und trugen so zum Gelingen des Festes bei. Mehr als 700 Personen waren von dem vielfältigen Programmangeboten begeistert. Der Tag war bunt, unterhaltsam und voller gemeinsamer Momente. Begeistert angenommen wurden die Kreativangebote mit Kinderschminken und Basteln, abenteuerliche Herausforderungen wie die Wasserrutsche und ein Geschicklichkeitsparcours sowie die Natur-Forschungsstationen rund um Äskulapnatter, Edelkrebs und Feuersalamander. Künstlerische Highlights waren das Kinder-Theater von Benny Barfuß oder das abenteuerliche Konzert der Donaupiraten.

Nationalparkdirektor Christian Übl zeigte sich sehr erfreut vom großen Zuspruch und der Begeisterung der Besucher: „Unser Jubiläum zeigt, dass der Nationalpark in den Herzen der Menschen angekommen ist. Wir freuen uns darauf, auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern und der Bevölkerung diesen besonderen Ort weiterzuentwickeln – als Schutzgebiet für seltene Arten, als Ort der Bildung und des Naturerlebens. Die 25-Jahr-Feier war nicht nur ein Rückblick auf ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Nationalparkgeschichte, sondern auch ein Ausblick auf eine lebenswerte Zukunft der Region. Mit der neu eröffneten Warte, dem wachsenden Bildungsangebot, den steigenden Nächtigungszahlen und einem kontinuierlich wachsenden Engagement für grenzüberschreitenden Naturschutz beweist der Nationalpark Thayatal: Natur- und Artenschutz, Wissenschaft und Tourismus können Hand in Hand gehen – wenn Menschen gemeinsam für eine Vision arbeiten!“

Nähere Informationen: Nationalpark Thayatal, Claudia Waitzbauer, E-Mail office@np-thayatal.at, Telefon 02949/7005, www.np-thayatal.at

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