Im Rahmen eines Pressegespräches informierten Landesrat Ludwig Schleritzko und der Experte Dr. Christian Korbel, Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen am Klinikum Mauer, anlässlich der Dialogwoche Alkohol über „Wie viel ist zu viel?“. 15 Prozent der gesamten österreichischen Bevölkerung konsumieren Alkohol in einem problematischen Ausmaß. Bei fünf Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher kann von einer schweren Alkoholabhängigkeit gesprochen werden – wobei zwei Drittel der Männer und ein Drittel der Frauen betroffen sind. Auf Niederösterreich bezogen werden die Zahlen der alkoholabhängigen Personen mit ca. 65.000 angenommen.
„Es ist daher wichtig, rechtzeitig Hilfsangebote für Betroffene bereitzustellen. Erste Anlaufstellen bei Fragen zum Thema Alkohol sind die Suchtberatungsstellen. Dort erfolgt Beratung, Diagnostik und Intervention. Bei Vorliegen einer Alkoholabhängigkeit ist die Weitervermittlung an spezialisierte Einrichtungen notwendig. Mit dem LK Mauer gibt es in Niederösterreich eine hervorragende Sonderkrankenanstalt mit dieser Spezialisierung und auch mit dem Know-how des Personals, die hier tagtäglich Betroffenen weiterhelfen. Alleine im letzten Jahr wurden über 29.000 Therapieleistungen angeboten“, so Schleritzko.
Im Oktober 2022 wurde die Abteilung Abhängigkeitserkrankung um eine Tagesklinik mit sechs Plätzen ergänzt. Somit wird neben den Stationen für Alkoholabhängigkeit und Drogenentzüge, die beide stationäre Behandlungen anbieten, auch eine tagesklinische Entwöhnung angeboten. „Die Tagesklinik stellt ein Bindeglied zwischen vollstationärer Krankenhausbehandlung und der Betreuung im niedergelassenen Bereich dar. Es ist eine gut angenommene Alternative zur stationären Aufnahme“, ergänzt Korbel. Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten beträgt 49,5 Jahre.
Der Experte führt weiter aus: „Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich über viele Jahre. Die größten Fortschritte in der Behandlung und Prävention der Alkoholfolgeerkrankungen ist ein früherer Behandlungsbeginn. Frühzeitiges Ansprechen der Trinkgewohnheiten mit zeitgereichter Diagnose eines Konsums mit erhöhtem Risiko ist die Voraussetzung für zielgerichtete Interventionen. Die stationäre Entzugsbehandlung stellt für viele Betroffene eine zu große Schwelle dar und führt zu einem verzögerten Behandlungsbeginn. Die Trinkmengenreduktion stellt in dieser Zeit eine geeignete Intervention dar. Der geplante Versuch, die tägliche Alkoholtrinkmenge zu reduzieren und wieder alkoholfreie Tage zu planen, führt auch zu einer realistischeren Sichtweise der aktuellen Situation. Im ärztlichen Gespräch wird auf Grund der Erfahrung mit der Trinkmengenreduktion gemeinsam der weitere Therapieplan erstellt. Sollte mehr Kontrolle über den Konsum erfolgt sein, kann weiter ambulant behandelt werden. Bei persistierender hoher Trinkmenge bietet sich die stationäre Entzugsbehandlung an. Die Entzugs- und Entwöhnungstherapie im LK Mauer dauert sechs Wochen. Zusätzlich zur stationären Therapie besteht die Möglichkeit einer teilstationären Behandlung in der Tagesklinik. Die Patientinnen und Patienten nehmen unter Tags an allen Therapien teil und verbringen die Nacht dann zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld.“
Laut einer Studie beträgt der jährliche pro Kopf-Konsum an Reinalkohol der Österreicherinnen und Österreicher 11,9 Liter im Jahr. Bei einem täglichen Konsum von mehr als 40 Gramm Alkohol (zwei große Bier 0,5 l) bei Frauen und 60 Gramm Alkohol bei Männern (drei große Bier 0,5 l) steigt das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich an. Die Harmlosigkeitsgrenze bei Frauen ist etwas weniger als ein großes Bier, bei Männern etwas mehr. Es werden immer wieder Diskussionen über diese Grenzwerte geführt, aber zwei alkoholfreie Tage pro Woche werden empfohlen.
Im Rahmen der Dialogwoche Alkohol finden österreichweit jedes Jahr kostenlose Veranstaltungen statt: www.dialogwoche-alkohol.at
Weitere Informationen: Harald Höllmüller, Landesklinikum Mauer, Tel.: +43 (0)7475 9004-12050, E-Mail: harald.hoellmueller@mauer.lknoe.at
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