01.04.2015 | 13:20

LR Wilfing zur Jungärzte-Gewinnung in Niederösterreich

„Müssen Vorsorge treffen, damit höchstes medizinisches Niveau gewährleistet bleibt"

Mission Turnus: Landesrat Mag. Karl Wilfing, Turnusärztin Dr. Theresa Roiser und  Dr. Thomas Gamsjäger, MSc, Vorsitzender der Ärztlichen Direktoren in Niederösterreich. (v.l.n.r.)
Mission Turnus: Landesrat Mag. Karl Wilfing, Turnusärztin Dr. Theresa Roiser und Dr. Thomas Gamsjäger, MSc, Vorsitzender der Ärztlichen Direktoren in Niederösterreich. (v.l.n.r.)© NLK Diese Datei steht nicht mehr zum Download zur Verfügung. Bild anfordern

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Universitätsklinikum St. Pölten informierten heute, Mittwoch, Landesrat Mag. Karl Wilfing, Dr. Thomas Gamsjäger, MSc, Vorsitzender der Ärztlichen Direktoren in Niederösterreich und Ärztlicher Direktor des Landesklinikums St. Pölten-Lilienfeld, über das Thema „Jungärzte-Gewinnung". Turnusärztin Dr. Theresa Roiser gab einen Einblick in die Turnusarzt-Ausbildung in Niederösterreich.

In Niederösterreich habe man bereits 2012 ein neues Spitalsärztegesetz beschlossen, damit seien die Arbeitszeiten der Ärzte in Niederösterreich EU-konform, so Landesrat Wilfing zu den Diskussionen über die Ärztearbeitszeit in den anderen Bundesländern. „Die Jungärzte-Gewinnung steht weiter im Mittelpunkt", so Wilfing, denn die „Ressource Arzt" werde in Zukunft noch stärker nachgefragt werden. „Wir müssen daher jetzt schon Vorsorge treffen, damit auch in Zukunft höchstes medizinisches Niveau gewährleistet bleibt", so der Landesrat. Das bedeute auch, dass man die Ärztinnen und Ärzte organisatorisch und administrativ entlasten werde. „Tätigkeiten, die nicht direkt der ärztlichen Expertise unterliegen, sollen künftig vom diplomierten Pflegepersonal durchgeführt werden", denn es sei wichtig, „dass sich die Ärztinnen und Ärzte auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können", so der Landesrat.

2006 habe es allein am Standort Wien 2.000 Studierende in der Humanmedizin gegeben, heute gebe es österreichweit gedeckelt 1.500 Studienplätze. Zudem gebe es auch einen großen Abgang ins Ausland. Das bedeute, „dass wir viele Maßnahmen setzen müssen, um die Absolventen in Österreich zu halten", so Wilfing. In Niederösterreich setze man solche Maßnahmen, „um junge Menschen von der Attraktivität des Arztberufs in Niederösterreich zu überzeugen". So werde ganz bewusst an die Schulen herangetreten und die Schülerinnen und Schüler in die Kliniken eingeladen. Für die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium werden von der NÖ Landeskliniken-Holding Vorbereitungskurse angeboten und anschließend die Kurskosten ersetzt. So würden die Studenten von Anfang an von der Holding begleitet werden. „Das klinisch-praktische Jahr, das im Studium neu ist, gibt die Gelegenheit, die in den vorangegangenen fünf Jahren erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vertiefen", so Wilfing. 238 Plätze stehen dafür in Niederösterreich zur Verfügung.

Eine dritte Maßnahme sei die Gründung der Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems, so Wilfing. Dort werde „eine neue Generation von Ärzten und Gesundheitswissenschaftern" ausgebildet. Zusammengearbeitet werde mit den Kliniken in St. Pölten, Krems und Tulln. Im Oktober 2013 sei die KLPU mit 27 Studenten in Betrieb gegangen, im Vorjahr seien es 54 gewesen und ab Oktober 2017 sollen es im Vollausbau 75 Studierende sein.

Ein besonderer Schwerpunkt liege auf der Turnusarzt-Ausbildung. „Im Landesklinikum lernen die Turnusärzte die Strukturen und Kollegen kennen und binden sich auch über einen gewissen Zeitraum an das Klinikum", so Wilfing, der weiters betonte: „Der Turnusarzt von heute ist der Spitalsarzt von morgen." „Aktuell haben wir 551 Turnusärzte an den NÖ Landeskliniken in Ausbildung, pro Jahr sind es etwa 200, die neu einsteigen", so der Landesrat. Zwei Drittel der Turnusärzte könnten in Niederösterreich gehalten werden: „2010 waren es 118, 2011 142, 2012 150, 2013 149 und 2014 160, Tendenz steigend." Mit Foldern und Plakaten sowie dem Slogan „Turnus mit Herz" wolle man auf Berufsmessen Jungärzte ansprechen. Es werde auch einen eigenen Internetauftritt und einen Imagefilm geben.

Der Ärztliche Direktor Dr. Gamsjäger sagte: „Wir stehen in einem Wettbewerb im Arbeitsmarkt, um geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden zu können." Eine große Herausforderung dabei seien die „erheblich geringeren Absolventenzahlen". „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein", so Gamsjäger. Mit der Novellierung des Ärztegesetzes stehe man vor einer „grundlegend veränderten, aber verbesserten Ausbildung", so Gamsjäger. Der klassische Turnus in der Allgemeinmedizin habe durch den Gesetzgeber eine grundlegende Adaptierung erfahren. Mit 1. Juni 2015 beginne die Basisausbildung. In diesen neun Monaten könnten grundlegende Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt werden. Gamsjäger betonte: „Im Zentrum stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für sie ein bestmögliches Arbeitsumfeld zu schaffen."

Turnusärztin Dr. Roiser hat in Innsbruck studiert und im August 2013 mit ihrer Turnusarzt-Ausbildung im Universitätsklinikum St. Pölten begonnen. Gründe dafür seien gewesen, „dass die Arbeitszeit in Niederösterreich schon geregelt war" und sie an einen größeren Standort wollte. „Ich bin sehr zufrieden, es ist eine sehr abwechslungsreiche Ausbildung", so Roiser. Man könne eigenständig arbeiten, stehe aber immer unter Supervision eines Assistenz- oder Oberarztes.

Nähere Informationen: Büro LR Wilfing, Florian Liehr, Telefon 02742/89005-12324, e-mail florian.liehr@noel.gv.at.

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