Am heutigen Montag präsentierten die Landesräte Ludwig Schleritzko, Martin Eichtinger und Jochen Danninger die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Home-Office und Videokonferenzen“. Die Pressekonferenz fand – passend zum Thema - per Videoschaltung online statt. Dabei unterstrichen die Landesräte, dass Home-Office und Videokonferenzen auch nach Corona einen wichtigen Stellenwert haben werden und dadurch die Lebensqualität steige.
In Niederösterreich habe man sehr rasch nach Beginn des Shutdowns im März dieses Jahres reagiert und sich Home-Office und Videokonferenzen genau angesehen. „Home-Office-Lösungen und die Nutzung von Videokonferenzen sind aus unserer Sicht auch eine mögliche Chance geworden, um zum einen das Verkehrsaufkommen im Bundesland zu reduzieren. Und sie sind eine Chance, neue Potenziale am Arbeitsmarkt für den Wirtschaftsstandort zu heben“, erklärte Landesrat Schleritzko. Man habe sich daher Mitte April dazu entschlossen, eine ressortübergreifende und breit angelegte Studie in Auftrag zu geben, die sich mit der Frage auseinandersetze „Was bleibt nach der Krise von Home-Office und Videokonferenzen und wie?“. Die Studie sei in fünf Schritten entstanden und federführend von Dr. Sophie Karmasin und den Experten in der Landesverwaltung erstellt worden. „Mit dieser Grundlagenstudie konnten wir für den Standort Niederösterreich Chancen, Risiken und Effekte von Home-Office und Videokonferenzen erstmalig evidenzbasiert ermitteln. Wir legen damit den Grundstein für die weitere politische Behandlung des Themas und liefern auch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse“, so der Mobilitätslandesrat.
Zentrales Ergebnis sei, dass sich durch den Einsatz von Home-Office deutlich mehr Chancen als Risiken ergeben. Schleritzko dazu: „Der Einsatz wird die Wettbewerbsfähigkeit stärken, zu einer höheren Beschäftigungsfähigkeit von verschiedenen Arbeitnehmergruppen führen und ländliche Regionen vor Abwanderung schützen. Vor allem können wir aber die Verkehrsbelastung reduzieren und deutlich CO2-Einsparung generieren. Wir sprechen hier von einem jährlichen Effekt, der so hoch ist wie der Umstieg von 39.000 neuen Elektroautos.“
Die künftige Nutzung von Home-Office werde bei rund 54 Prozent liegen. Vor der Covid-Krise seien es 45 Prozent, während des Lockdowns 58 Prozent gewesen. „Hochgerechnet auf alle Unternehmen in Niederösterreich bedeutet das: Jeder Arbeitnehmer arbeitet zukünftig im Durchschnitt rund einen halben Tag pro Woche von zu Hause aus“, unterstrich Schleritzko. Bei der zukünftigen Nutzung von Videokonferenzen wird der Wert bei rund 44 Prozent zu liegen kommen. Vor der Corona-Pandemie nutzten 24 Prozent der Unternehmen derartige Systeme, zu Spitzenzeiten der Krise stieg dieser Wert auf 50 Prozent.
Durch all diese Veränderungen im Berufsleben solle es laut Schleritzko zu Verbesserungen im Verkehr kommen. „Durch die Ausweitung von Home-Office und Videokonferenzen werden wir zukünftig rund 1,9 Millionen Kilometer beziehungsweise 70.000 Autofahrten pro Werktag vermeiden können. Das entspricht einer Einsparung von sechs Prozent aller Arbeits- und Dienstwege, die zurzeit mit dem PKW zurückgelegt werden beziehungsweise einer Einsparung von rund drei Prozent der Gesamtverkehrsleistung pro Werktag“, ergänzte der Landesrat. Über das Jahr gesehen bedeute das eine Ersparnis von 482 Millionen Kilometer Verkehr beziehungsweise 78.000 Tonnen CO2.
Landesrat Martin Eichtinger meinte: „Durch den bundesweiten Lockdown Mitte März wurden praktisch über Nacht das Home-Office und neue, digitale Kommunikationswege zum unverzichtbaren Werkzeug. Diese Studie zeigt ganz klar, Home-Office bringt ein Plus an Lebensqualität für die Menschen. 70 Prozent der Befragten sehen mehr Vor- als Nachteile im mobilen Arbeiten. Dadurch ergibt sich eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Betreuungspflichten, steigt die Erholungszeit und Freizeit durch geringere Pendelzeiten, spart Kosten für Arbeitswege ein und steigert die Flexibilität sowie die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit.“ Das treffe vor allem auf Personen zu, die weite Wege zum Arbeitsplatz haben, Eltern und Personen mit Betreuungspflichten sowie Personen, die gesundheitlich vorbelastet seien. „Wir wissen auch, dass nicht alle Berufsgruppen von zu Hause arbeiten können“, so Eichtinger, der beispielsweise jene Personen meinte, die in „Krankenhäusern, Pflegeheimen, im Supermarkt oder in den Werkstätten tätig sind.“
Die Studie beweise, dass „Home-Office ein wesentlicher Pfeiler in der Zukunft am Arbeitsmarkt ist“, ergänzte Eichtinger. Im Zuge der blau-gelben Wohnbaustrategie habe man in den Gemeinden, die bereits über Breitband verfügen, verpflichtend einen Breitbandanschluss für alle neu errichteten Wohnungen des Landes vorgeschrieben. „Zusätzlich haben wir Erleichterungen für Home-Office bei Miet- und Eigentumswohnungen umgesetzt: Gewerbeausübungen im gemeinnützigen Wohnbau sind ohne Teilrückzahlungen an die Gemeinnützigen möglich. Auch beim Eigentumsbereich wird die Förderung nicht mehr anteilig zurückgefordert“, so der Wohnbaulandesrat. Abseits der Vorteile müsse man sich auch mit den damit verbundenen Herausforderungen auseinandersetzen. Eichtinger: „Denn es geht nicht nur um eine technische Umstellung, sondern auch um ein Umdenken der sozialen Kompetenzen im Umgang mit Home-Office. Das Beruf- und Privatleben muss trotz örtlicher Gemeinsamkeit getrennt werden. Der Home-Office-Arbeitsplatz muss gut ausgestattet sein und die Betreuung der Kinder muss mit dem Partner gut abgesprochen sein.“
Aus Sicht der Wirtschaft meinte Landesrat Jochen Danninger: „Gerade bei jenen Unternehmen, wo hauptsächlich Bürotätigkeiten verrichtet werden, wurde Home-Office sehr rasch eingeführt. Die Wohnzimmer des Landes wurden zu dezentralen Unternehmensstandorten.“ Während sich viele Branchen für Home-Office eignen, brauche es in der Produktion, im Handel und vor allem in den Gesundheitsberufen weiterhin die Präsenz der Mitarbeiter vor Ort. „Die Einsatzbereitschaft dieser Mitarbeiter hat sich gerade während der Zeit des Lockdowns eindrucksvoll gezeigt. Kein Industriebetrieb musste seine Produktion einstellen, weil seine Mitarbeiter das Werk am Laufen gehalten haben“, so Danninger. Die Erfahrungen der Unternehmen in Niederösterreich zeigen ein positives Bild. Sie haben zu 84 Prozent mit Home-Office und zu 65 Prozent mit Videokonferenzen positive Erfahrungen gemacht. 61 Prozent halten ihr Unternehmen für – zumindest teilweise – Home-Office geeignet. Unternehmen würden vor allem die Chance zur Kostenreduktion beim Fuhrpark, den Büro- und Geschäftsflächen sowie bei Dienstreisen sehen. Herausforderungen für die Unternehmen bestehen in erster Linie mit der technischen Infrastruktur: Angefangen von der Abhängigkeit von technischen Lösungen, der Nutzung von neuen Tools bis hin zu leistungsfähigen Internetanbindung im Unternehmen, als auch im Home-Office. Danninger abschließend: „Die Studie zeigt klar: Home-Office ist gekommen, um zu bleiben. Home-Office wird weiter auf höherem Niveau in Niederösterreichs Unternehmen eingesetzt werden. In Zukunft will jedes zweite niederösterreichische Unternehmen weiter Home-Office nutzen.“
Nähere Informationen: Büro LR Schleritzko, Florian Krumböck, BA, Telefon 02742/9005-13546, E-Mail florian.krumboeck@noel.gv.at, Büro LR Eichtinger, Mag. Markus Habermann, Telefon 02742/9005-12361, E-Mail markus.habermann@noel.gv.at, Büro LR Danninger, Andreas Csar, Telefon 02742/9005-12253, E-Mail andreas.csar@noel.gv.at
Weitere Infos auch unter: www.noe.gv.at/homeoffice
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Stellten die Studie vor (v. l.): Martin Eichtinger, Ludwig Schleritzko und Jochen Danninger
Home-Office und Videokonferenzen waren das Thema der Pressekonferenz.
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