Über 25.000 Jahre alt: Die Venus von Willendorf

In der Ortschaft Willendorf in der Wachau wurde im Zuge des Baues der Donauuferbahn bei einer Grabung am 7. August 1908 eine Vollplastik aus Kalkstein, die sogenannte "Venus von Willendorf", gefunden.

Beschreibung des Fundes

Venus von Willendorf

In der Ortschaft Willendorf in der Wachau wurde im Zuge des Baues der Donauuferbahn bei einer Grabung am 7. August 1908 eine Vollplastik aus Kalkstein, die sogenannte Venus von Willendorf, gefunden. Die Statue stellt eine unbekleidete, fettleibige Frau ohne Füße dar. Die Knie sind leicht abgewinkelt, dünne, mit gezackten Ringen geschmückte Arme und Hände ruhen auf schweren Brüsten. Der Kopf ist leicht vorgeneigt und besitzt eine aus parallelen Lockenreihen bestehende Frisur; Gesicht ist keines vorhanden. Am Rücken, unter den Achseln und beim Gesäß finden sich deutliche Fettfalten. Ursprünglich war die Figur dick mit roter Farbe bemalt. Ihre Höhe beträgt 11 cm. Sie kann ins Gravettien (ca. 25.000 v. Chr.) datiert werden.

Venusstatuen und der kulturelle Hintergrund

Es fällt auf, dass nahezu in ganz Europa relativ einheitlich geartete, fallweise mehr oder weniger fettleibig ausgebildete Frauenplastiken zu finden sind. Die Venus von Willendorf gehört zu den bekanntesten und am besten ausgeführten Exemplaren in ganz Europa. Die Fettfalten unter den Achseln und im Gesäßbereich zeugen nicht nur von einer genauen Beobachtung, sondern auch von tatsächlich vorhandenen Vorbildern. Im Allgemeinen werden diese Figuren im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsvorstellungen und Begriffen wie Mutter, Urmutter und Gebärerin gesehen.

Noch älter ist die auf ca. 30.000 v. Chr. datierte Venus vom Galgenberg,  die bei Stratzing (unweit der Fundstelle der Venus von Willendorf) am 23. 9. 1988 gefundenen wurde. Sie ist aus grünem Serpentin, 7,2 cm groß und wiegt ca. 10 g. Sie weist eine tänzerische Haltung auf und bekam deshalb auch den Spitznamen "Fanny vom Galgenberg", benannt nach der bekannten Tänzerin Fanny Elßler (1810-1884). Die Figur kann allerdings auch als Jäger mit Keule gedeutet werden.

Beide Statuen waren im NÖ Landesmuseum in der Ausstellung "Mammut, Mensch & Co" zu sehen.
Sie sind in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien im Steinzeit-Saal (Saal 11) ausgestellt.

Literatur:

  • Wilhelm Angeli : Die Venus von Willendorf  (Wien 1989).
  • Walpurga Antl-Weiser: Die Auffindung der Venus von Willendorf - eine unendliche Geschichte, in: Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien  130/131.2000/2001 (2001) S. 39 - 57.
  • Walpurga Antl-Weiser: Die Frau von W. - Die Venus von Willendorf, ihre Zeit und die Geschichte(n) um ihre Auffindung. - Verlag des Naturhistorischen Museums (Wien 2008).
  • Christine Neugebauer-Maresch: Die Venus vom Galgenberg, in: Tausend Jahre Krems. Ein Jubiläumsbuch. Hrsg. Harry Kühnel / Franz Schönfellner (Wien 1995). S. 83 - 87.
  • Ernst Lauermann: Die "Venus von Willendorf" = Niederösterreich-Archiv, Blatt 1002 . - Archiv Verlag [Wien 2002]. 


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