24.02.2003 | 00:00

Archäologischer Park Schwarzenbach „Burg“

Weitere Rekonstruktionen von Bauten der Eisenzeit

Der Wiederaufbau von keltischen Häusern auf der „Burg“ über der Marktgemeinde Schwarzenbach (Bezirk Wiener Neustadt) geht auch 2003 weiter. Nachdem 2002 zwei keltische Gebäude aus der Späteisenzeit, ein Handwerkerhaus in Pfostenbauweise und ein als Blockbau auf einen Steinfundament errichteter Speicher, rekonstruiert wurden, werden heuer zwei weitere Bauten errichtet: Ein Wohnhaus mit Schwellen-Ständerbauweise und eine Töpferei mit einem in den Boden eingetieften Brennofen. Zudem sind ein Wohngebäude in kombinierter Block- und Ständerbauweise, ein Wirtschaftsgebäude und ein Haus als Baustelle geplant, in welchem die Bearbeitungsweise und die für verschiedenes Holz verwendeten Werkzeuge präsentiert werden.

Das intensive Studium der eisenzeitlichen Werkzeugkultur und der archäologischen Befunde waren Voraussetzungen für einen wissenschaftlich vertretbaren Wiederaufbau. Die Rekonstruktionen der Bauten basieren großteils auf Grabungsergebnissen aus zehn Jahren archäologischer Forschung in Schwarzenbach. Die verwendeten Baumaterialien standen auch in der Eisenzeit zur Verfügung, der Einsatz der verschiedenen Holzarten entsprechen der Technologie dieser Zeit. Für die praktischen Arbeiten wurden Werkzeuge nach keltischen Vorbildern angefertigt: Tüllenäxte, Lappendechsel, Ziehmesser, Löffelbohrer, Stemmbeitel, Zugsägen und Reißnadeln.

Archäologische Freilichtmuseen erlebten in den letzten Jahren europaweit einen Boom, dessen Ende sich zur Zeit noch nicht absehen lässt, so Mag. Wolfgang Lobisser vom Interdisziplinären Forschungsinstitut der Universität Wien. Rekonstruierte Häuser würden sehr viel über ihre Bewohner und deren Wirtschaftsweise, den sozialen Status und den Broterwerb erahnen lassen. Lobisser: „Experimentelle Archäologie ist wie kaum eine andere wissenschaftliche Methode geeignet, Interpretationen von Grabungsbefunden in der Praxis zu erproben.“

Auch heuer werden die Ausgrabungen der Siedlung auf der „Burg“ weitergehen, meinte Dr. Wolfgang Neubauer vom Vienna Institute for Archaeological Science. Nicht nur die eisenzeitlichen Funde und die Belegstücke aus der Bronzezeit, die immer wieder auf der Bergkuppe rund um den im Jahr 2000 mit Mitteln des Landes Niederösterreich und der Eco Plus errichteten Aussichtsturm gefunden wurden, sondern auch besonders die 2002 gefundenen, spätneolithischen Reste würden, so Neubauer, die Bedeutung dieser Siedlung noch klarer herausstreichen. Neben keramischem Fundmaterial seien vor allem mehrere Steinbeile, Reibplatten und Silex-Pfeilspitzen hervorzuheben. Mit jedem Neufund werde klarer, dass man mit der massiv befestigten Siedlung Schwarzenbach „eine der größten archäologischen Städte aus der Keltenzeit in Österreich“ fassen könne, meinte Neubauer. Die Siedlung stand im Zusammenhang mit den Zentren der urzeitlichen Gewinnung und Verarbeitung von Eisen in der Oberpullendorfer Bucht, wodurch ihre Bedeutung für die Wissenschaft zusätzlich wächst. Zudem haben die Archäologen mittlerweile die digitale Grabungsdokumentation weiterentwickelt. 2002 ist erstmalig ein 3D-Laser-Scanner zur zentimetergenauen Dokumentation der Oberflächen zum Einsatz gekommen. Das bringt nicht nur detaillierte topografische Modelle der Schichtoberflächen, sondern beschleunigt auch die Dokumentation um das Fünffache. Die Grabungen auf der „Burg“ werden im Sommer 2003 mit Fördermitteln der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich weitergeführt und können, wie auch die Rekonstruktionen, im Rahmen des 6. Keltenfestes vom 20. bis 22. Juni besucht werden.


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