14.06.2002 | 00:00

St.Bernhard und die klösterliche Medizin

St.Pöltner Diözesanarchiv legt neue Forschungsergebnisse vor

Das heilkundliche Wissen in der Bevölkerung war vor Jahrhunderten weitaus größer als heute. In der Heilkunde des 16. Jahrhunderts betätigten sich akademisch Ausgebildete, aber weite Bereiche der Medizin blieben nicht akademischen Heilkundigen vorbehalten. Chirurgen, Bader, Augenärzte und Zahnärzte beispielsweise ließ man ohne universitäre Ausbildung an die Menschheit heran. In der Diözesanbibliothek St.Pölten findet sich ein wahrer Schatz an Büchern aus der Zeit zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert, darunter viele medizinische Werke. Ein Großteil davon stammt aus der Bibliothek des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes St.Pölten, das bis 1784 seinen Sitz im heutigen Bistumsgebäude hatte. Die Pröpste waren wissenschaftlich interessiert und sammelten wissenschaftliche Literatur dieser Zeit. Aus den Beständen des Propstes Johannes Fünfleuthner (1636 – 1661), der selbst vor seinem Eintreten ins Kloster Medizin studiert hatte, finden sich wertvolle medizinische Bücher des 16. und 17. Jahrhunderts. Das St.Pöltner Diözesanmuseum zeigt bis 31. Oktober in Kooperation mit dem Diözesanarchiv eine Ausstellung mit dem Titel „Des Propstes heilkundlicher Schatz – Medizin im Spiegel der Diözesanbibliothek St.Pölten“. Gleichzeitig erschien als Band 9 der Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs ein gleichnamiges Buch, verfasst von der Historikerin Sonia Horn.

Dieses Begleitbuch zur Ausstellung gibt Hintergrundinformationen und beantwortet Fragen zur Geschichte von Gesundheit und Krankheit. In der Einleitung findet sich ein Beitrag zur Situation des Stiftes St.Pölten im 16. Jahrhundert, als es in Folge der Türkensteuern und der Misswirtschaft einiger Pröpste sowie nach dem großen Stadtbrand von 1621 in immer schwerere Verschuldung geriet. Propst Fünfleuthner hatte Medizin studiert, war an der Universität als Lehrer tätig und nahm an der kaiserlichen Gesandtschaft unter Hans Georg Kuefstein nach Konstantinopel teil. In dem Buch werden aber auch interessante Einblicke in die praktische Medizin vor 400 Jahren geboten.

Ein weiterer Band der Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs (Nr. 8) erschien zum Thema „St.Bernhard (Niederösterreich) und die Zisterzienser“. Er befasst sich mit der Gründungsgeschichte des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters St.Bernhard bei Horn und enthält sowohl die allgemeine Ordensgeschichte als auch die literarische Rezeption der ehemals hier tätigen Nonnen. Die Autoren Ralph Andraschek-Holzer, Barbara Schedl und Meta Niederkorn stellen jenen Zeitraum des Klosters dar, in dem dort die Zisterzienser tätig waren. Später gab es auch Jesuiten und andere Zugehörigkeiten in St.Bernhard. Andraschek-Holzer wertet die Gründungsgeschichte im St.Bernharder Stifterbuch aus.

Beide neuen Publikationen sind im bischöflichen Ordinariat St.Pölten erhältlich, der Preis beträgt für „Des Propstes heilkundlicher Schatz“ 10 Euro, für „St.Bernhard und die Zisterzienser“ 13 Euro.

Bestellungen sind unter der Telefonnummer 02742/32 43 21 möglich.


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