Heute, Dienstag, 18. April, eröffnet Landtagspräsident Karl Wilfing um 18.30 Uhr im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten die Ausstellung „Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung“. Die Schau in Kooperation mit den Österreichischen Freunden von Yad Vashem und dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST) beleuchtet die Geschichte jener Österreicher und Österreicherinnen, die Jüdinnen und Juden vor der Verfolgung des NS-Regimes gerettet haben, sie trotz der Gefahr schwerster Strafen versteckt oder außer Landes gebracht haben, Papiere gefälscht oder Befehle missachtet haben.
„Gerechte:r unter den Völkern“ ist ein offizieller Titel, den die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem Jerusalem im Auftrag des Staates Israel an Nichtjuden und Nichtjüdinnen verleiht, die während des Holocaust ihr Leben aufs Spiel setzten, um Jüdinnen und Juden zu retten. Zudem werden ihre Namen der Ehrenmauer im Garten der Gerechten in Yad Vashem hinzugefügt.
Rund 115 davon kommen aus Österreich, etwa zehn aus Niederösterreich, wie der Historiker Michael John, Kurator der Wanderausstellung, die jetzt erstmals in Niederösterreich zu sehen ist, im Vorfeld der Eröffnung bei einem Pressegespräch festhielt. Tatsächlich sei die Zahl der „Gerechten“ vermutlich zehn Mal so hoch, demgegenüber stünden aber zwei Drittel der Bevölkerung, die das Regime unterstützt hätten, weshalb sich die Ausstellung auch mit der Tätergesellschaft auseinandersetze, meinte John.
Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin des INJOEST, erinnerte daran, dass nicht alle „Gerechten“ eine Ehrung wollten und nannte drei Hauptgründe, warum Menschen zu dieser für sie lebensgefährlichen Hilfe bereit gewesen seien: eine emotionale persönliche Bindung, Widerstand aus politischer oder christlicher Überzeugung und nicht zuletzt spontane Hilfsbereitschaft.
Christian Rapp, der wissenschaftliche Leiter des Hauses der Geschichte, sprach vom Abschluss einer Widerstandstrilogie nach „Wider die Macht“ und „Aufsässiges Land“: „Das Thema Wachsamkeit. Offenheit und Menschlichkeit passt gut in unsere Zeit“, betonte er und verwies auf Beispiele aus Niederösterreich, die für die aktuelle Ausstellung in St. Pölten in die Schau integriert worden seien:
So nahmen Maria Fasching und ihre Kinder 1945 in Lahnsattel (Gemeinde St. Aegyd) die verletzte Rotarmistin Marija Sabeschinsky bei sich auf, die zuvor mit dem Fallschirm hinter der Front abgesprungen war. Das Ehepaar Maria und Georg Forsthofer aus Hofamt Priel (Bezirk Melk) versteckte den elfjährigen Tibor Yakov Schwarz, der als einer der wenigen das Massaker am 3. Mai 1945 überlebt hatte, bei dem SS-Männer 228 Jüdinnen und Juden aus Ungarn erschossen, die zur Zwangsarbeit hierhergebracht worden waren. Maria und Wenzel Jindra aus Viehofen (St. Pölten) versteckten ihre jüdische Pflegetochter Wera Heilpern, der im Zuge ihrer Deportation die Flucht zurück nach St. Pölten geglückt war.
Ausstellungsdauer: bis 15. August; Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag bzw. Feiertag von 9 bis 17 Uhr. Nähere Informationen beim Museum Niederösterreich unter 02742/908090-0, e-mail info@museumnoe.at und www.museumnoe.at.
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