Zwentendorf: Der Weg zur Volksabstimmung


Rede gegen das AKW
© H. Pichler, Absdorf

Bereits Ende der Fünfzigerjahre wurde nach einem geeigneten Standort für ein Atomkraftwerk in Österreich gesucht.1969 genehmigte die damalige Bundesregierung die Errichtung eines Atomkraftwerks in Österreich und am 4. April 1972 wurde mit dem Bau eines Siedewasserreaktors mit einer Leistung von 732 Megawatt in Zwentendorf in Niederösterreich begonnen.

Gerade zwei Wochen nach Baubeginn beschädigte ein starkes Erdbeben das Fundament, sodass es abgerissen und neu gebaut werden musste. Dieser Zwischenfall zeigte damals schon die nicht absehbaren Gefahrenquellen, die auf ein Atomkraftwerk einwirken und die im Fall des Falles nicht mehr beherrschbar sind. 

Der Ölschock und die Energiekrise nach dem Jahr 1975 bestärkten die Regierung unter Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky den Ausbau der Atomkraft in Österreich voranzutreiben. Der damalige Plan der Regierung sah den Bau von insgesamt drei Atomkraftwerken bis zum Jahr 1990 vor (St. Pantaleon-Erla, Zwentendorf in NÖ und in St. Andrä in Kärnten). 

Zur Inbetriebnahme des Kernkraftwerks in Zwentendorf führte die Bundesregierung eine breit angelegte Informationskampagne durch, in der öffentliche Diskussionen in den Landeshauptstädten sowie Symposien zum Thema Kernenergie stattfanden. Ermutigt durch die Anti-Atomkampagnen in der damaligen Bundesrepublik Deutschland formierten sich in Österreich allerdings auch sehr früh Gruppierungen von Atomkraftgegnern, die erste Erfolge beim Auftreten gegen die Errichtung eines Kernkraftwerkes in St. Pantaleon erzielen konnten. 

Informationen zu „Zwentendorf und die erste Volksabstimmung“ (BMBWF) 



Bild
© H. Pichler, Absdorf

Anti-Atom-Bewegung setzt sich in Gang

Schon Mitte der 70-iger Jahre schlossen sich diverse Gruppierungen bundesweit zur „Initiative österreichischer Atomkraftwerksgegner“ (IÖAG) zusammen. In der Folge kam es zu zahlreichen Demonstrationen, die größten 1977 in Wien und in einigen Landeshauptstädten. Bis heute in Erinnerung geblieben sind die 9 Mütter gegen Atomkraft aus Vorarlberg, die in den Hungerstreik traten, um gegen den Probebetrieb in Zwentendorf zu protestieren. Schätzungen zufolge umfasste die österreichische Anti-Atom-Bewegung am Höhepunkt ihrer Aktivitäten rund 500.000 Personen.1)

Schlussendlich gelang es den engagierten KraftwerksgegnerInnen durch verschiedene Aktionen und politisches Lobbying die erste Volksabstimmung der Zweiten Republik am 5. November 1978 herbeizuführen. 

Wie wegweisend diese energiepolitische Entscheidung für Österreich war, zeigten vor allem die darauffolgenden Reaktorunfälle von Tschernobyl im Jahr 1986 und Fukushima 2011, in dem sie für uns alle sichtbar machten, was die dramatischen Auswirkungen eines radioaktiven Störfalls in der Realität bedeuten.


Dipl.-Ing. Friedrich Rauter, Anti-Atomkoordinator Niederösterreich (1999-2009)

Im Jahr 1978 war in Österreich die Stimmung pro und contra Atomkraft gespalten - einerseits gab es einen großen Glauben an eine fortschrittliche Technologie - wie er etwa noch heute weitverbreitet in unseren Nachbarländern vorhanden ist - und auch einen gewissen Stolz, dass Österreich an einer zukunftsorientierten Energiegewinnung teilhaben würde. 

Auf der anderen Seite war Unbehagen und Ängstlichkeit vor der „unheimlichen“ Atomenergie vorhanden, was durch die Warnungen der aufkeimenden Grünbewegung bestärkt wurde.  

Die Elektrizitätswirtschaft forderte die Errichtung mehrerer Kernkraftwerke mit dem Argument der Sicherheit der Stromversorgung bei steigendem Energieverbrauch. Die Politik war überwiegend mehr oder weniger für die Nutzung der Kernenergie.

Allerdings führte die steigende Kritik aus der Bevölkerung zur Entscheidung für eine Volksabstimmung, die das bekannte äußerst knappe Ergebnis einer Ablehnung der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf brachte.   

Für Niederösterreich entwickelte sich aus dieser Entscheidung zunehmend die weitreichende Ablehnung der Nutzung der Kernenergie und Forcierung erneuerbarer Energie, eine Entwicklung, die durch die Katastrophe von Tschernobyl noch wesentlich verstärkt wurde.

Galerie der Erinnerungsstücke: Fotos, Plakate, Sujets & Berichte aus 1978 

Austria Wochenschau 43/1978, Beitrag „Vorbericht: Die Volksabstimmung über Zwentendorf“ 



1) Quelle: Gottweis, Herbert, Zwentendorf und die Folgen, in: Wendepunkte und Kontinuitäten, 1998, S.165-166

Ihr Kontakt zur Anti-Atomkoordination

Amt der NÖ Landesregierung
Abteilung Anlagentechnik
Landhausplatz 1, Haus 13 
3109 St. Pölten
E-Mail: post.bd4@noel.gv.at 
Tel: 02742/9005-14251
Fax: 02742/9005-14985   
Letzte Änderung dieser Seite: 10.2.2021
© 2024 Amt der NÖ Landesregierung