„Niederösterreich ist ein wahres Naturland, die vielen unterschiedlichen Naturräume und klimatischen Zonen von den Trockenrasen und Steppen im Weinviertel und dem Marchfeld bis zu den Waldviertler Mooren und von den Donau-Auen bis zu den Alpen machen unser Land zu einem Hotspot der Artenvielfalt. Das bringt eine hohe Verantwortung mit sich, weil es auch zu schützen gilt, was wir lieben und wertschätzen“, sagte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf am heutigen Freitag im Haus für Natur im Museum Niederösterreich in St. Pölten, wo er gemeinsam mit Katrin Vohland, Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien, Edith Klauser, Direktorin des Nationalparks Donau-Auen, und Richard Zink, Leiter der Österreichischen Vogelwarte Seebarn, über die Rückkehr von Wildbiene, Sumpfschildkröte und Habichtskauz nach Niederösterreich berichtete.
Insgesamt verfüge Niederösterreich über 1.300 Naturdenkmäler, 29 Landschafts- und 73 Naturschutzgebiete, 20 Naturparke, einen Biosphärenpark, zwei Nationalparks und ein Wildnisgebiet. Diese würden auch ständig erweitert, zuletzt etwa der Nationalpark Donau-Auen um 260 Hektar oder das Wildnisgebiets Dürrenstein um 3.500 Hektar auf steirischer Seite, meinte Pernkopf und ergänzte: „Dazu investieren wir kräftig in Renaturierungen, in den nächsten Jahren an die 25 Millionen Euro, um den Flüssen wieder mehr Platz zu geben und Altarme anzubinden“.
Unter den zahlreichen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Wildbienen, Sumpfschildkröten, Habichtskäuzen und anderen niederösterreichischen Tierarten ging der LH-Stellvertreter zunächst auf die Bienen ein: „In Niederösterreich gibt es rund 600 verschiedene Wildbienen-Arten, die 2019 gestartete Kampagne ‚Wir für Bienen‘ leistet einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Im Zuge einer Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien gab es in den letzten Monaten auch erstaunliche Funde“. In einer weiteren Kooperation mit dem Museum Niederösterreich seien zudem die DNA-Abschnitte von 1.500 Schmetterlingen aus den Sammelbeständen des Landes Niederösterreich sequenziert worden.
„Auch auf unser Wappentier, den Seeadler, können wir stolz sein“, fuhr Pernkopf fort und verwies darauf, dass sich der Seeadler in den letzten 20 Jahren im Nationalpark Donau-Auen wieder ganzjährig etablieren konnte: „Aktuell haben wir hier eine Population von fünf bis sechs Brutpaaren, bei denen auch jährliche Erfolge bei der Brut beobachtet werden. Auch die Europäische Sumpfschildkröte, die einzige heimische Schildkrötenart in Österreich, hat im Nationalpark Donau-Auen wieder ein Zuhause gefunden. Bei der letzten intakten Population sind rund 150 Gelege dokumentiert“.
„Schließlich ist auch die Wideransiedelung des Habichtskauzes eine niederösterreichische Erfolgsgeschichte: Der ab den 1950er-Jahren als ausgestorben geltende Vogel hat sich seit Beginn der Wiederansiedlung im Wienerwald und im Wildnisgebiet im Jahr 2009 in Niederösterreich wieder etabliert, es gibt auch bereits erste Anzeichen für eine Wiederbesiedlung des Waldviertels. Insgesamt wurden seit Projektbeginn fast 500 Jungkäuze aufgezogen, das Land Niederösterreich wird das Projekt auch in den kommenden Jahren mit knapp 200.000 Euro fördern“, betonte der LH-Stellvertreter abschließend.
Katrin Voland meinte in Bezug auf die Bienen: „Die größte Gefahr liegt im Verlust an Lebensraum. Während das Land Niederösterreich Maßnahmen in ausgewählten Schutzgebieten setzt, entwickelt das Naturhistorische Museum entsprechende Indikatoren und ein Monitoringschema. Dabei gelangen auch Nachweise wie zum Beispiel für die Steppen-Harzbiene und die Kleine Filzfurchenbiene“.
Edith Klauser führte aus: „Der Nationalpark ist ein Mekka der Artenvielfalt, insbesondere für Fische mit 74 Prozent aller in Österreich vorkommenden Arten bzw. Amphibien mit 67 Prozent. Der Seeadler konnte sich in den letzten 20 Jahren im Nationalpark mit mehreren Paaren wieder ganzjährig etablieren. Im Fokus der Förderungsmaßnahmen für den Seeadler steht die Beruhigung der Bereiche rund um die Horste, insbesondere zur Balz- und Brutsaison. Für die Europäische Sumpfschildkröte werden im Frühjahr die Gelege dokumentiert und mit Schutzgittern versehen werden, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Dadurch wird der Schlupf von Jungtieren im Herbst sichergestellt. Und Erfreuliches gibt es auch über den Europäischen Hundsfisch zu berichten, der in Österreich als ausgestorben galt, bis er Anfang der 1990er-Jahre wieder in Restbeständen im Fadenbach am nördlichen Donauufer entdeckt wurde. Die wichtigste Schutzmaßnahme für die bedrohte Art ist die Revitalisierung des Fadenbaches, die in mehreren vergangenen Etappen mit Nachtiefung des Gerinnes, Querungsrückbauten etc. gute Erfolge gebracht hat.“
Richard Zink zeigt sich optimistisch, dass der Habichtskauz eine veritable Chance habe, in Österreich langfristig wieder Fuß zu fassen: „Seit Beginn des Habichtskauz-Wiederansiedlungsprojekts haben sich im Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein 50 Reviere gebildet. In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Brutpaare kontinuierlich, 250 ausgeflogene Jungvögel sind dokumentiert. Hauptziel des Projekts ist neben dem Aufbau einer sich selbst erhaltenden Habichtskauz-Population auch der Lückenschluss zwischen den Vorkommen südlich und nördlich von Österreich als populationsgenetische Drehscheibe. Wiederangesiedelte Habichtskäuze nehmen nun auch Kontakt zu benachbarten Populationen auf, und es gibt erste Anzeichen dafür, dass die seltenen Waldeulen neben dem Alpenvorland auch das Waldviertel wieder besiedeln“.
Nähere Informationen beim Büro LHStv. Pernkopf unter 02742/9005-12705, Jürgen Maier, und e-mail j.maier@noel.gv.at.
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