20.07.2016 | 13:56

Altes Handwerk der Pecherei an Fachschule Warth lebendig gehalten

LR Schwarz: Lebendiger Geschichtsunterricht für Schülerinnen und Schüler

An den Landwirtschaftlichen Fachschulen in Niederösterreich wird der jungen Bauerngeneration eine zeitgemäße Ausbildung geboten, die sich auch ihrer Wurzeln besinnt. An der Fachschule Warth wird auch die Geschichte der Region mit Leben erfüllt, denn Michael Gschaider, ambitionierter Pecher aus Muggendorf, führt die Schülerinnen und Schüler in die alte Handwerkskunst der Pecherei ein. „Die Jugendlichen erhalten so lebendigen Geschichtsunterricht und einen authentischen Zugang zu einem Handwerk längst vergangener Zeiten. Herr Gschaider vermittelt sehr anschaulich die Harznutzung, die heute nur mehr von sehr wenigen aktiven Pechern ausgeübt wird. Dabei erfreuen sich zahlreiche aus Harz hergestellte Produkte großer Nachfrage", betont Bildungs-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz.

Die Harznutzung der Schwarzkiefer war im südlichen Niederösterreich über rund 500 Jahre hinweg ein bestimmender wirtschaftlicher Faktor. Rund 7.000 Personen lebten noch bis in die 1940er Jahre hinein von der Pecherei. Aus dem gewonnenen Harz wurden zumeist Terpentinöl, Lacke und Farben hergestellt. Aber auch wertvolle Heilmittel gegen Rheuma, Husten und Asthma wurden daraus erzeugt. Im Jahr 2011 wurde die Pecherei in Niederösterreich in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen, welches im Rahmen der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes erstellt wird.

Harz wurde bereits vor 3.000 Jahren als Klebemittel und zur Abdichtung von Ton- und Holzgefäßen verwendet. Die Griechen verwendeten Harz, um Wein haltbar zu machen und die Römer fertigten Schmuckstücke daraus. Unter den Römern fand auch die erste Harzgewinnung statt, die sich auch in unseren Breiten etablierte. Um 1450 erfolgten unter Kaiser Friedrich III am Steinfeld zwischen Neunkirchen und Wiener Neustadt erste Aufforstungen mit Schwarzkiefern wegen der Pecherei. Im Jahr 1679 wurde der Harzhandel in Berndorf erstmals urkundlich erwähnt. Eine große Blütezeit folgte vom 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein. Durch Fortschritte in der technischen Chemie wurde ab 1950 das Harz als Rohstoff in vielen Bereichen überflüssig. Damit war das Ende des Pecherzeitalters eingeläutet.

Nähere Informationen: Büro LR Schwarz, Mag. (FH) Dieter Kraus, Telefon 02742/9005-12655, e-mail dieter.kraus@noel.gv.at.

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