19.10.2018 | 12:17

Climate Star 2018: Europäischer Klimaschutz-Award geht vier Mal nach Niederösterreich

Pernkopf: „Sind europäischer Vorreiter in der Energiewende“

Alle zwei Jahre vergibt die europäische Geschäftsstelle des Klimabündnis den Climate Star. Bereits zum achten Mal wurden die besten Klimaschutzprojekte Europas vor den Vorhang geholt. 15 Projekte aus sieben Ländern wurden heuer in Niederösterreich prämiert. Vier Mal ging der Klimaschutz-Award nach Niederösterreich: Nach Böheimkirchen für das Projekt „Lebensraum Michelbach“, nach Krummnußbaum für das Projekt „Innen- vor Außenentwicklung“, nach Wiener Neudorf für das Projekt „Nachhaltige Wiener NeuDorferneuerung“ und auch in die Region Ternitz-Umgebung für das Projekt „Wasser bringt Leben“.

Gastgeber der Gala im Schloss Grafenegg war das Land Niederösterreich. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf: „Österreich hat in diesem Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft inne und ist damit der Mittelpunkt Europas. Es freut uns daher umso mehr, die Europäischen Klimaschutzpreise ‚Climate Star‘ in Niederösterreich vergeben zu können. Das Land Niederösterreich ist als eine der ersten Regionen Europas vor 25 Jahren dem Klimabündnis beigetreten, mittlerweile haben wir 352 Klimabündnis-Gemeinden – so viele wie keine andere Region. Mit ihrer Unterstützung sind wir europäischer Vorreiter bei der Energiewende.“ Niederösterreich hat bereits vor drei Jahren sein ambitioniertes Energieziel erreicht, seither werden 100 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbarer Energie erzeugt. Im Moment arbeitet das Bundesland mit Experten an einem neuen Klima- und Energieprogramm, dass in wenigen Monaten vorgestellt werden soll, darin wird unter anderem auch das Verbot für Ölkessel in Neubauten enthalten sein.

International war die Verleihung auch: Unter den Preisträgern war auch Tübingen in Deutschland mit der Klimaschutzkampagne „Tübingen macht blau“, die ungarische Gemeinde Kunsziget mit einem Generationenprojekt, Marcallo con Casone in Italien als „Radfreundliche Gemeinde“, Gent in Belgien mit der Foodsavers-Initiative sowie das kommunale Netzwerk von Energiestädten in der Schweiz mit dem Seeländer Solarcup. Eingereicht werden konnten laufende oder abgeschlossene Klimaschutzprojekte. Bewertet wurden diese nach den Kriterien Nachhaltigkeit, Multiplikatoreffekt, Medienwirksamkeit, Innovation und Einbindung der Bevölkerung. Mit dabei waren bei der Auszeichnungsveranstaltung auch die Klimabündnis-Partner vom Rio Negro in Brasilien, FOIRN-Präsident Marivelton Rodrigues Barroso und der Anthropologe Renato Martelli Soares. Die international anerkannte Erfolgsgeschichte von Klimabündnis und der FOIRN feiert heuer ebenso 25jähriges Jubiläum der Partnerschaft.

In der Kategorie bis 10.000 EinwohnerInnen gingen drei Climate Stars nach Österreich. Böheimkirchen (NÖ) überzeugte die internationale Jury mit dem Projekt „Lebensraum Michelbach“. Ausgangspunkt war die geplante Renaturierung des Michelbaches. Im Zuge der BürgerInnenbeteiligung wurde eine Naherholungszone samt Liegewiese, Grillplatz und Obstbaumstraße entworfen. Eine 6.000 m³ große Retentionsfläche mildert bei Starkniederschlägen Hochwasserspitzen ab. Gleichzeitig wurde das Projekt auch zur Ortskernverdichtung genutzt und zentrumsnahe Baugrundstücke durch Vereinfachung des wasserrechtlichen Verfahrens verfügbar gemacht.

Krummnußbaum (NÖ) wurde für das Projekt „Innen- vor Außenentwicklung“ ausgezeichnet. Die Gemeinde im Mostviertel hat sich ganz der flächensparenden und kosteneffizienten Siedlungsentwicklung verschrieben. Erweiterungsflächen am Ortsrand wurden gestrichen. Ein neuer Platz im Ortszentrum wird angelegt und ein Gemeindezentrum geschaffen. Die neue zentrale Gebäudegruppe wird vielfältige Funktionen erfüllen: Nahversorgung, Gemeindeamt, Veranstaltungssaal, Gastronomie, Büros und Wohnraum.

Ein weiterer Climate Star in dieser Kategorie ging an Wiener Neudorf (NÖ) für das Projekt „Nachhaltige Wiener NeuDorferneuerung“. Die Gemeinde setzte bei der Mobilität an. Die Wiener Neudorf-Card gilt jetzt als Fahrschein für die Badener Bahn. Das Radwegenetz wurde verdreifacht und E-Carsharing eingeführt. Das Vorzeigeprojekt im Bereich Ökologie ist der Anningerpark. Auf mehreren Hügeln wurde erstmals in Niederösterreich auf einer Brachfläche ein Park nach ökologischen Kriterien ausgerichtet.

In der Kategorie bis 100.000 EinwohnerInnen wurde Judenburg (Stmk) ausgezeichnet. Die steirische Stadtgemeinde arbeitet kontinuierlich und gezielt in diesem Bereich, wie der Projekttitel „Klimaschutz mit langem Atem“ verrät. Sicher macht der Vergleich. Zwischen 1990 und heute wurden der Energieverbrauch (um 27 %) und die CO2-Emissionen (um 58 %) der kommunalen Gebäude reduziert. Bei den PV-Anlagen gab es eine 500fache Steigerung seit 2009 auf 1.800 kWp. 44 % der Haushalte sind bereits an die Biomasse-Fernwärme angeschlossen. Eingeleitet wurde dieser nachhaltige Weg bereits 1986 mit der Einführung eines Umweltreferates.

In der Kategorie „Kommunale Netzwerke“ kommen zwei Preisträger aus Österreich. Die Klima- und Energiemodellregion Sterngartl-Gusental (OÖ) erhielt einen Climate Star für die Kampagne „Freunde der Erde“. Mehr als 2.000 BesucherInnen beim Klimamusical, 1.700 Sammelpässe, 800 teilnehmende Kinder aus Volksschulen und Kindergärten und 170 gepflanzte Bäume – das sind die Eckdaten des Projekts. Start der Aktivitäten war das Klima-Musical „Eisbär Dr. Ping“ – ein eigener Song wurde komponiert und bei elf Aufführungen Klimatipps in Form von „Lizenzen zum Handeln“ verteilt. Ausgezeichnet wurde in dieser Kategorie auch die Region Ternitz-Umgebung (NÖ). „Wasser bringt Leben“ lautet der Titel des Projekts. Der Gemeindewasserleitungsverband setzt die Gebühren seit Jahren gezielt für Energie- und Klimaschutzmaßnahmen ein. Von 2012 bis 2017 wurden die Wasserverluste von 14 auf 9 % gesenkt. Der Strombedarf wird zum überwiegenden Teil mit Photovoltaik gedeckt. Vorbereitet ist der Verband auch auf mögliche, durch den Klimawandel verursachte zukünftige Szenarien, wie Wasserknappheit. Durch die Installierung von Notstromübergabekästen in allen Außenstationen sowie die Anschaffung eines Notstromaggregates ist eine Trinkwasser-Notversorgung gewährleistet. Im Brunnenfeld wurde zudem einen Bienenweide mit alten Obstbaumsorten und mittlerweile 12 Bienenvölkern eingerichtet.

Die Climate Stars 2018: Kategorie 1 - bis 10.000 EinwohnerInnen • Böheimkirchen (AT) – Lebensraum Michelbach • Krummnußbaum (AT) – Innen- vor Außenentwicklung • Kunsziget (HU) - Generationenprojekt • Marcallo con Casone – Radfreundliche Gemeinde • Wiener Neudorf (AT) – Nachhaltige Wiener NeuDorferneuerung Kategorie 2 - bis 100.000 EinwohnerInnen • Tübingen (DE) – Tübingen macht blau • Ettlingen (DE) - Energiesparboxen • Judenburg (AT) – Klimaschutz mit langem Atem • Narni (IT) – Null Abfall • Schifflingen (LU) – Müll trennen ist einfach und spart Geld Kategorie 3 - über 100.000 EinwohnerInnen • Gent (BE) - Foodsavers Kategorie 4 - kommunale Netzwerke • Energiestädte Biel, Brügg, Nidau, Lyss (CH) – Seeländer Solarcup • KEM Sterngartl-Gusental (AT) – Freunde der Erde • Kreis Steinfurt (DE) – energieland2050 • Ternitz-Umgebung (AT) – Wasser bringt Leben

Weitere Informationen: Büro LH-Stv. Pernkopf, DI Jürgen Maier, Telefon 02742/9005-12704, E-Mail lhstv.pernkopf@noel.gv.at

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