21.10.2008 | 09:10

Festsitzung „90 Jahre Republik Österreich" im Palais NÖ

LH Pröll: „Sich wie Gründerväter auf das gemeinsame Ganze besinnen"

Vor genau 90 Jahren, am 21. Oktober 1918, wurde im Niederösterreichischen Landtag in der Wiener Herrengasse die 1. Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung abgehalten. Aus diesem Anlass fand gestern Abend auf Einladung des Präsidenten des NÖ Landtages, Ing. Hans Penz, im Namen der österreichischen Landtagspräsidenten ein großer Festakt „90 Jahre Republik Österreich" statt. Veranstaltungsort war der Sitzungssaal im Palais Niederösterreich im Alten Landhaus - und damit exakt jener Ort, an dem auch 1918 getagt wurde.

Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll beleuchtete in seiner Festrede „Niederösterreichs Rolle im Spiegel der Geschichte." „Dieses Mauerwerk ist der Zeuge schlechthin für Schnittpunkte der Geschichte unserer Republik, die gleichzeitig auch Anfangspunkte waren", meinte Pröll in Anlehnung an den Ort der Veranstaltung. Hoffnung und Zuversicht, die Liebe zur Heimat und der Glaube an die Zukunft hätten die Gründerväter geprägt. Die Erste Republik sei zwar nicht stärker als Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg gewesen, aber „stark genug, um die Pflanze der Demokratie zu hegen und zu pflegen". Eine Feierstunde wie diese hätte daher den Sinn, „die Vergangenheit nicht als Vergangenes zu betrachten, sondern als das Zukunftsträchtige auf dem Weg nach vorne anzusehen". Darum sollte man die Gründerväter als Beispiel nehmen, weil sie die wesentlichen Schritte gesetzt hätten, um ein gutes Erbe auch an die nächsten Generationen weiter geben zu können.

Pröll ging auch auf die Rolle Niederösterreichs ein, wo sich „aus Not und Elend dank harter Arbeit" ein „zukunftsträchtiges Land" entwickelt habe: „Niederösterreich ist nicht nur ein Kernland Österreichs, sondern ist auch zu einem Kernland Europas geworden." Weiters betonte der Landeshauptmann, dass der Föderalismus in der Entwicklung der Republik eine wichtige Grundlage gewesen sei: „Der Föderalismus hat Tradition und Zukunft." Bei allen Unterschieden in Ideologie und Gesinnung gelte es stets, sich wie die Gründerväter auf das gemeinsame Ganze zu besinnen, „im Geiste des Miteinander und des gegenseitigen Respekt."

Univ.Prof. Dr. Stefan Karner sprach in seinem Vortrag zum Thema „90 Jahre Republik Österreich: Die Länder waren vor dem Staate da!". Dass man „heute hier auf diesem historischen Boden" den Gedenktag der Republik begehe, sei „ein starkes Zeichen der österreichischen Bundesländer und ein starkes Zeichen des österreichischen Föderalismus", so Karner. „Die Länder waren schon da, als es den Staat noch nicht gegeben hat, sie hatten damals schon Identität, Geschichte, Kontinuität, ein funktionierendes Gemeinwesen und eine politische Idee", ging der Historiker auf die Rolle der Bundesländer vor 90 Jahren ein.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer widmete sich in ihrer Ansprache der heutigen parlamentarische Demokratie. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte lehrt uns, dass Parlament und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind", so Prammer. Ein besonderes Anliegen seien ihr Initiativen wie die „Demokratiewerkstattt", um „jungen Menschen ein grundlegendes Verständnis des demokratischen Zusammenlebens zu vermitteln", denn sie sei „überzeugt, dass es keine Alternative zur parlamentarischen Demokratie gibt und wir alles daran zu setzen haben, diese auch zu stärken."

Die Rede von Hans Penz, dem Präsidenten des NÖ Landtages, trug den Titel „Vom Ende der Donaumonarchie bis zum Europa von heute: Die Länder als Rückgrat der Republik." Die historische Betrachtung der Jahre 1919 und danach zeige „Länder mit Tradition und Geschichte, die bereit waren, diesen Staat zu bilden und zu tragen". Um die Bedürfnisse der Menschen wie Sicherheit, Wohlstand und Freiheit zu erfüllen, brauche es eine Vielzahl von sozialen Gemeinschaften - von der Familie über Dörfer und Gemeinden über Länder und den Staat bis hin zu internationalen Zusammenarbeitsmöglichkeiten. Zentrale Aufgabe eines Parlaments sei es, die Meinung der Menschen zum Ausdruck zu bringen: „Unser erster und wichtigster Auftrag ist die Artikulierung der Bürgermeinung - nicht nur im Landtag, sondern jeden Tag", so der Präsident des NÖ Landtages. Vor 90 Jahren habe es „große ideologische Differenzen, aber einen gemeinsamen Willen" gegeben - heute „vergleichsweise geringe politische Auffassungsunterschiede", aber „bisweilen doch wenig Bereitschaft zu gemeinsamen notwendigen Erneuerungen", meinte Penz.

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