15.04.2008 | 10:08

Patientenanwälte zum Sozialpartner-Papier

Vorschläge zur Kassensanierung gut, aber noch unkonkret

Als guten Beginn eines Diskussionsprozesses würdigt die Arbeitsgemeinschaft der Patientenanwälte (ARGE PA) das von den Sozialpartnern vorgelegte Positionspapier zur Zukunftssicherung der sozialen Krankenversicherung. In einer einstimmigen Resolution bei der Jahrestagung in Wien wird die Einigung auf ein Modell als „grundsätzlich sehr positiv" beurteilt, allerdings würden sich an vielen Stellen allgemein gehaltene Bemerkungen finden. Die Patientenanwälte bieten ihre Mitarbeit bei der Konkretisierung und Überarbeitung an.

Rasch umgesetzt werden solle demnach die ‚Finanzierung aus einer Hand‘. „Auch wir Patientenanwälte setzen uns dafür ein, sie muss aber nicht automatisch beim Hauptverband gebündelt werden, wie dies im Positionspapier vorgeschlagen wird", so der Sprecher der ARGE der Patientenanwälte, Gerald Bachinger. Dass Ärzte künftig nur noch Wirkstoffe verschreiben sollen, zu denen der Apotheker das günstigste Medikament aussucht, findet grundsätzlich Zustimmung, allerdings müssten Schutzmechanismen für chronisch kranke und ältere Patienten eingerichtet werden, um ihre bestmögliche Versorgung mit Medikamenten zu gewährleisten.

In einigen Punkten greift den Patientenanwälten das Positionspapier nicht weit und tief genug: „Die Kassenlandschaft in Österreich muss dringend überarbeitet werden", sagt Bachinger. „Es gibt schlicht zu viele Krankenkassen und Fürsorgeeinrichtungen. Zudem brauchen wir einheitliche Leistungskataloge auf dem aktuellen Stand der Medizin und transparente Leistungskriterien, die auch für die Patienten nachvollziehbar sind."

Eine große Herausforderung sieht die ARGE PA im Honorarsystem: „Unser Gesundheitssystem wird sich nur dann nachhaltig auf dem derzeit hohen Niveau weiterentwickeln und finanzieren lassen, wenn wir davon abgehen, Leistung nur nach Menge/Quantität zu bezahlen. Stattdessen muss in Zukunft verstärkt die Qualität einer Behandlung berücksichtigt und bezahlt werden. Dazu sind aber vorerst brauchbare und aussagekräftige Qualitätsindikatoren auszuarbeiten. Aus Patientensicht steht die Ergebnisqualität weit im Vordergrund und diese muss in Zukunft in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Diskurses treten", erklärt Bachinger.

Ein weiterer notwendiger Schritt sei die Aufwertung des niedergelassenen Bereiches: „Der Hausarzt sollte endlich zum ‚Lotsen‘ werden, der den Patienten mit seiner Erkrankung durch das Gesundheitssystem leitet. Gleichzeitig müssen wir offen für effiziente und qualitätsorientierte Hausarztmodelle sein und finanzielle Anreize für die Zusammenarbeit zwischen dem stationären und dem niedergelassenen Bereich schaffen."

Zu vielen Vorschlägen der Sozialpartner sagen die Patientenanwälte ein deutliches „Ja", wie etwa zu Behandlungspfaden und Leitlinien sowie der Verstärkung der öffentlichen Krankenanstalten mit Beratern/Chefärzten. Einige dieser Vorschläge haben sie zur Forderung erhoben, etwa das Ziel einer nachhaltigen Finanzierung des Gesundheitssystems für die folgenden Generationen, ein Informationssystem für Versicherte und die Rezertifizierung von Kassenverträgen nach Erfüllung von Qualitätskriterien und Fortbildung.

Weitere Informationen: Dr. Gerald Bachinger, Sprecher ARGE PA, Telefon 02742/9005-15575, e-mail post.ppa@noel.gv.at, http://www.patientenanwalt.com/.

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