08.05.2007 | 12:24

Rolle der LehrerInnen soll vom Lehren zur Lernbegleitung führen

Schabl: Statt Orientierung am Mittelmaß ganzheitliches System

Österreich sei eines der wenigen Länder, in denen die 10- bis 15-jährigen noch ein differenziertes Schulsystem hätten, sagte Landesrat Emil Schabl heute, Dienstag, 8. Mai, in St. Pölten bei einer Pressekonferenz zum Thema „Eine Schule für alle“ gemeinsam mit Werner Bauer-Wolf, dem Vizepräsidenten des NÖ Landesschulrates. Diese Systeme würden davon ausgehen, dass die verschiedenen Begabungen der SchülerInnen auch verschiedene schulische Angebote verlangen. Im Alter von neuneinhalb Jahren werde also „nach nicht wirklich stimmigen Grundlagen“ eine Selektion vorgenommen. „Abgesehen von der Problematik, dass in diesem Alter die Anlagen und Fähigkeiten von Kindern nicht exakt diagnostizierbar sind, ist diese Selektion auf weite Strecken sozial bedingt“, meinte Schabl.

Zudem bewirke das - heute angewendete - System der Jahrgangsklassen, dass im Prinzip für alle SchülerInnen dasselbe Stoffangebot vermittelt werde. „Dadurch ergibt sich aber eine Orientierung der LehrerInnen am Mittelmaß“, meinte Schabl, wodurch individuelle Reifungsprozesse nur sehr schwer berücksichtigt werden könnten. Er trete daher für ein ganzheitliches System mit einer inneren Differenzierung ein. Im Schuljahr 2008/2009 würden seriöse Schulversuche mehr Klarheit über künftige Schulformen bringen. Voraussichtlich im September 2007 werde eine Enquete zu diesem Thema stattfinden, kündigte Schabl an.

Eine zu frühe Selektion sei zu vermeiden, da sie die Entwicklung vieler Begabungen verhindere, erklärte auch Bauer-Wolf. Auf Grund der entwicklungspsychologischen Zyklen seien den Jahrgangsklassen altersheterogene Gruppen mit höchstens 25 SchülerInnen vorzuziehen. In Niederösterreich gebe es bereits einige Klassen mit SchülerInnen von 6 bis 9, von 9 bis 12 oder von 12 bis 15 Jahren. Dabei orientiere sich der Unterricht an den Stärken und nicht an den Schwächen der SchülerInnen, und die Rolle der LehrerIn gehe vom Lehren zur Lernbegleitung. Dazu kämen noch die sozialen Vorteile einer solchen „Familienklasse“: Ältere Kinder würden jüngeren Kindern helfen und dadurch ihre eigenen Kenntnisse vertiefen. Durch die bevorstehende Herabsetzung auf höchstens 25 Kinder pro Klasse sei es möglich, derartige Systeme auch kostenneutral zu organisieren. Bauer-Wolf kann sich aber auch vorstellen, dass ein gemeinsamer Vorschlag der PolitikerInnen die Schularbeit künftig besser organisiere.


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