13.10.2006 | 13:45

Armut ist auch in Österreich im Vormarsch

Kranzl: Besonders AlleinerzieherInnen sind stark armutsgefährdet

Auch in Österreich ist Armut im Vormarsch: Mehr als eine Million Menschen, rund 13 Prozent der österreichischen Bevölkerung, seien armutsgefährdet, sagte Kranzl heute bei einer Pressekonferenz zum Thema „Armut – unabwendbares Schicksal?“ im NÖ Landhaus in St. Pölten. Als armutsgefährdet gelte, wer weniger als 848 Euro pro Monat zur Verfügung hat. „Das sind keineswegs nur Personen ohne Arbeit; 46 Prozent derer, die als armutsgefährdet gelten, sind berufstätig“, so Kranzl. Besonders AlleinerzieherInnen seien stark armutsgefährdet. Zu den am meisten von der Armut Betroffenen würden auch Menschen mit schlechter Qualifikation, aus kinderreichen Familien und MigrantInnen zählen. Kranzl: „6 Prozent der Bevölkerung sind von manifester Armut betroffen: Sie können sich so wichtige Dinge wie die Heizung nicht mehr leisten.“

Diese Entwicklung zeige sich auch bei den Sozialhilfeempfängern, so Kranzl weiter: „Bei den Dauerhilfen ist von 2000 bis 2005 eine Steigerung von 50 Prozent zu verzeichnen.“ Ebenso drastisch sei die Zunahme der einmaligen Hilfen und der Darlehen gewesen. Von 2000 bis 2005 seien diese Leistungen um 240 Prozent angestiegen. Für Menschen mit weniger als 848 Euro im Monat wirke sich die Preisentwicklung für wichtige Güter besonders drastisch aus. Massive Teuerungen habe es z. B. bei Heizen und Energie gegeben. So hätten seit 2000 die Steigerungen bei Heizöl 38,13 Prozent betragen. Kranzl: „Als ein Grund, die NÖ Sozialhilfe zu beantragen, wurde immer wieder die Steigerung der Heizkosten genannt.“

Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen, so Kranzl, seien derzeit in Niederösterreich 32.401 Menschen ohne Arbeit. Dabei sei die ständig steigende Zahl von Teilzeitbeschäftigten und von geringfügig Beschäftigten als „Spezialfall“ anzusehen. Kranzl: „In Österreich arbeiten derzeit 750.000 Menschen Teilzeit.“

Um der ständig steigenden Armut entgegenzusteuern, wurde im November 2004 der Sozialmarkt St. Pölten in das Leben gerufen; in Krems, Tulln, Wiener Neustadt und Ternitz würden derartige Einrichtungen bald folgen, meinte der Geschäftsführer des Sozialmarktes St. Pölten, Walter Feninger. Der Sozialmarkt St. Pölten bietet derzeit 1.261 KundInnen mit weniger als 745 Euro im Monat die Möglichkeit, mit einem Einkaufspass günstig einzukaufen. Diese Menschen haben die Möglichkeit, einen Teil ihrer Grundbedürfnisse zu einem für sie adäquaten Preis abzudecken. Die verschiedenen Spenderfirmen stellen Waren zur Verfügung, die z. B. wegen Fehletikettierungen, Transportschäden oder Überproduktionen nicht mehr den Weg in die Supermarktregale finden.


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