12.05.2006 | 09:00

Proklamation des „Codex Wachau“

Pröll: Klares Nein zu austauschbarem Massenwein

In Unterloiben informierte gestern Abend die „Vinea Wachau“, die vor rund 20 Jahren gegründete Vereinigung von 200 Wachauer Weingärtnern, über die Proklamation des „Codex Wachau“ bzw. die „Charta des reinen Weines“. Dieser Codex besteht aus sechs Säulen und richtet sich gegen ein Abkommen, mit welchem die Europäische Union (EU) gewisse Produktionsmethoden in der Weinwirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) akzeptiert und auch in Europa zulässt. Mit diesem Codex wollen die Wacher WinzerInnen festhalten, dass sie von ihrem bisherigen Weg der Natur belassenen Weinproduktion vor allem in den Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd nicht abweichen, sondern sich noch stärker als bisher einer selbst auferlegten, strengen „Naturverpflichtung“ unterwerfen.

„Der ‚Codex Wachau’ ist ein namhafter Versuch, auf einen falschen Trend aufmerksam zu machen“, meinte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, der sich gestern anlässlich der Vorstellung dieser Charta ebenfalls in der Wachau eingefunden hatte. Die WinzerInnen würden hier eine Grenze setzen, damit es nicht „vom Verfeinern zum Manipulieren und Verfälschen“ komme. Laut Pröll nehmen die Wachauer WinzerInnen eine Vorreiterrolle ein, die jedoch nicht auf die Wachau beschränkt bleiben solle. Der „Codex Wachau“ sei außerdem ein „klares Nein zu austauschbarem Massenwein und ein klares Ja zur je nach Region individuellen Kunst des Kelterns.“ Außerdem stelle diese Initiative ein Musterbeispiel für „gelebten Regionalismus“ dar. „Dies soll eine Initialzündung sein, die zeigt, dass nicht alles, was Masse bedeutet, auch zukunftsträchtig ist. Das Gute bleibt wie es ist; damit liegt hier der Fortschritt im Bewahren“, so der Landeshauptmann.

Toni Bodenstein, Vorstandsmitglied der „Vinea Wachau“, beschrieb die Proklamation des „Codex Wachau“ als „Appell an Europa und die Welt, der zeigen soll, dass die Wachauer Winzer mit Techniken und Praktiken, wie sie in den USA und in mit den USA assoziierten Ländern nichts am Hut haben“. Sein Kollege, Vorstandsmitglied Emmerich Knoll, dazu: „Wir wollen die Ursprünglichkeit der Weingärten in die Flasche bringen.“

Der neu proklamierte Codex richtet sich gegen gewisse Weinbereitungspraktiken, die in die USA zum Einsatz kommen, in Europa aber bislang verboten bzw. verpönt waren. Beispiele dafür sind laut den VertreterInnen der „Vinea Wachau“ die Beigabe von Holzchips in den Weintank, die Beimischung von Tanninpulver oder Enzymen oder der Einsatz der einer so genannten „Schleuderkegelkolonne“, die es ermöglicht, den gekelterten Wein in zahlreiche Einzelteile zu zerlegen und – dem aktuellen Geschmack der WeinkonsumentInnen entsprechend – wieder neu zusammenzusetzen.

Die sechs Säulen des neuen „Codex Wachau“ stellen laut Bodenstein eine „Selbstbeschränkung“ dar. Die erste Säule besagt, dass gemäß eines „Strengsten Herkunftsprinzips“ der Wein ausschließlich aus dem Anbaugebiet Wachau kommt, in den Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd produziert wird und in der Wachau in Flaschen gefüllt werden muss. Die weiteren Säulen besagen, dass die „Vinea-Winzer“ auf jegliche Anreicherung und jegliche Konzentrierung verzichten und dass weder eine Aromatisierung noch eine Fraktionierung stattfinden darf. Die letzte Säule des Codex lautet „Natur und sonst nichts“. Konkret bedeutet dies, dass ausschließlich Handlese zum Einsatz kommt, dass eine späte Ernte erfolgt und Naturbelassenheit oberstes Gebot ist. WinzerInnen, die aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sind, diesen Codex einzuhalten, dürfen ihren Wein künftig nicht als Steinfeder, Federspiel oder Smaragd kategorisieren. Die Auflagen des „Codex Wachau“ werden neben eigenen bereits bestehenden Überwachungseinrichtungen in Zukunft auch von der Bundesanstalt für Weinbau in Eisenstadt kontrolliert werden.

Nähere Informationen: Vinea Wachau Büro, Ursula Kral, Telefon 02713/30 000 12, e-mail office@vinea-wachau.at, www.vinea-wachau.at.


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