27.04.2005 | 11:48

„Zwischen Befreiung und Freiheit“ auf der Schallaburg

Gehrer und Sobotka eröffneten internationale Konferenz

Heute, am 27. April, dem 60. Jahrestag der Bildung der Provisorischen Regierung Renner, wurde auf der Schallaburg parallel zur Ausstellung „Österreich ist frei!“ von Bundesministerin Elisabeth Gehrer und Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka eine international besetzte Konferenz zum Thema „Zwischen Befreiung und Freiheit. Die sowjetische Besatzungszone in Österreich 1945 bis 1955“ eröffnet, zugleich das 25. Symposium des NÖ Instituts für Landeskunde.

Gehrer, 1942 in Wien geboren und zu Kriegsende nach Annaberg umquartiert, betonte im Vorfeld der Tagung, zu einem „Gedankenjahr“ gehöre nachdenken. Mit Ausstellungen, wissenschaftlichen Projekten und Schulprojekten solle informiert, zum Nachdenken angeregt und ein Bewusstsein geschaffen werden für Recht, Unrecht und die Interpretation der Geschichte.

Das Symposion widerspiegle mit umfassenden Themen aus Wirtschaft, Verwaltung, Kontrolle, Verhältnis der Besatzungsmächte untereinander und Entwicklung zum Staatsvertrag die widersprüchliche Aufgabe von Befreiern und Besetzern. Ein gemeinsames Aufarbeiten der Geschichte, sowohl der guten als auch der unschönen Aspekte, sei die Grundlage für einen dauerhaften Frieden in Europa, so Gehrer.

Sobotka sagte, die 16.000 Besucher der ersten 10 Ausstellungstage auf der Schallaburg zeigten das ungebrochene Interesse der nachgeborenen Generationen sowie jener, welche die Zeit miterlebt hätten. Im Gegensatz zu jenen, die aus der Geschichte, weder aus den Jahren der Unfreiheit noch aus dem Werdegang der 2. Republik, nichts gelernt hätten, halte er die intensive Aufarbeitung von Fragen nach Opferrolle, Täterschaft und Kontinuität für ein wesentliches Element der Zweiten Republik. Aus einem offenen, transparenten Umgehen mit der Vergangenheit könne man frei und ohne Vorurteile der Zukunft begegnen und den Auftrag im neuen Europa erfüllen.

Prof. Alexander Cubarjan, Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften, nannte die konstruktiven Beziehungen ein Vorbild für ganz Europa. Die Wahrheit, wie schrecklich immer sie gewesen sei, sei wichtig „für eine Verinnerlichung der Geschichte“. Es sei die Zeit gekommen, Ängste und Voreingenommenheit zu überwinden. Mit der gemeinsamen Aufarbeitung der Geschichte solle sowohl bei der Jugend das Gefühl für gegenseitigen Respekt und Toleranz geweckt als auch ein Beitrag zur geschichtlichen Versöhnung im europäischen Kontext geleistet werden.

Prof. Dr. Stefan Karner vom Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung bezeichnete die Tagung als Zwischenetappe, nicht Endpunkt zum Thema. Insbesondere verwies er auf Tagungsthemen wie „die Suche nach Karl Renner“, „Die Rolle der KPÖ in der sowjetischen Besatzungspolitik“, “Die Kreml-Strategie zum Sonderfall Österreich“, Zeitzeugenbefragungen oder Besatzungserfahrungen aus niederösterreichischen Dörfern.

Die im Oldenbourg-Verlag erschienene zweibändige Neuerscheinung „Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945-1955“ mit einer umfassenden Dokumentation bislang unzugänglicher Dokumente gibt es im Buchhandel, über den Verein zur Förderung der Forschung von Folgen nach Konflikten (8010 Graz, Schörgelgasse 43), e-mail bik-graz@bik.ac.at und www.bik.ac.at oder über e-mail office@oldenbourg.at und www.oesterreichistfrei.at.

Nähere Informationen zur Tagung beim NÖ Institut für Landeskunde unter 02742/9005-16256, Mag. Willibald Rosner, e-mail willibald.rosner@noel.gv.at.


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