22.01.2003 | 00:00

Was passiert nach der EU-Erweiterung 2004?

Gabmann: Ostregion wird sich dynamisch entwickeln

In weniger als 500 Tagen wird die EU 25 Mitglieder haben. Die Frage, was diese EU-Erweiterung für Niederösterreich, die Wirtschaftstreibenden und die Arbeitnehmer bedeutet, war gestern Abend Thema einer Podiumsdiskussion der Betriebsansiedlungsgesellschaft Eco Plus. Unter dem Motto „Was passiert nach der EU-Erweiterung 2004?“ diskutierte eine Expertenrunde, unter ihnen Landesrat Ernest Gabmann, der ehemalige Finanzminister Dkfm. Ferdinand Lacina, jetzt Konsulent der Bank Austria-Creditanstalt, und Dr. Ingrid Nowotny vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die Chancen und Risiken.

Für Landesrat Gabmann ist die EU-Erweiterung das größte Projekt seit der Nachkriegszeit. Die Ostgrenze rücke ins Zentrum einer neuen Wirtschaftsregion. Das Einzugsgebiet erstrecke sich dann über Brünn, Pressburg und Budapest hinaus. Gabmann: „Die sogenannte ‚Vienna Region‘ wird das Zentrum für Zentral- und Osteuropa. Gerade unsere Klein- und Mittelbetriebe müssen ihre Chance nutzen und grenzüberschreitende Geschäftskontakte knüpfen.“ Die Wirtschaftsforscher erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt in den Reformstaaten um rund vier Prozent wachsen werde. Die Ostregion werde sich daher in den kommenden Jahren dynamisch entwickeln. Laut WIFO werden dadurch allein in Österreich bis 2010 rund 30.000 Arbeitsplätze geschaffen. Zu den Gewinnern der Erweiterung werden beispielsweise technische Büros, Informatik-Unternehmen oder der Hoch- und Tiefbau gehören. Schwerer werden es der Kfz-Handel oder der Sport- und Spielwarenhandel haben. „Niederösterreich hat sich gut gerüstet und mit einer Reihe von grenzüberschreitenden Aktivitäten mit Hilfe von Eco Plus wichtige Impulse gesetzt“, erläuterte Gabmann. Der Technologietransfer mit der Clusterbildung sei die Antwort auf die Globalisierung.

Lacina beleuchtete die „Anpassungskrise“ und meinte, dass sich von den Kandidatenländern Polen besonders gut entwickelt habe. Polen habe in den letzten 12 Jahren im Vergleich zu den anderen Ländern ein relativ hohes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Der Außenhandel der Reformländer sei großteils auf die EU ausgerichtet. Sie seien mit der EU besser verbunden als die EU-Länder untereinander. „Die europäische Integration ist also bereits vollzogen“, unterstrich Lacina.

Die Internationalisierung Österreichs, also dass Österreicher ins Ausland gehen, habe mit der EU-Ostöffnung begonnen. Der Privatisierungsprozess bei den östlichen Nachbarn gehe demnächst zu Ende, so dass sich das Wirtschaftswachstum normalisieren werde. Der Handel müsse sich dem Wettbewerb aktiv stellen.

Nowotny beschäftigte sich vor allem mit den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und wies darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt sehr dynamisch entwickeln werde. Das berge auch Risiken in sich, da am Arbeitsmarkt durch unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen ein Ungleichgewicht herrschte. Die Übergangsphase betrage sieben Jahre, so dass man sich stufenweise auf die volle Freizügigkeit am Arbeitsmarkt vorbereiten könne. „Bei der ‚EU-Südöffnung‘ gab es eine zehn Jahre lange Übergangsfrist, obwohl die Situation damals eine ganz andere und beispielsweise das Lohnniveau nicht so unterschiedlich war.“

Tenor des Abends: „Große Chancen, aber auch Risiken und vor allem: Grenzen im Kopf abbauen.“


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