30.07.2002 | 00:00

Grabungsarbeiten an größter Freilandsiedlung Österreichs

Auf den Spuren der Kelten im westlichen Weinviertel

Die Region Schmidatal-Pulkautal am Südhang des Sandbergs an der Straße von Roseldorf nach Platt im westlichen Weinviertel, wo es eine keltische Freilandsiedlung gibt, ist derzeit wieder Schauplatz von Ausgrabungen. Seit 4. Juli sind rund 15 Studenten verschiedener archäologischer Fachrichtungen aus Wien und Graz damit beschäftigt, unter der Federführung der Wissenschaftlichen Projektleiterin Dr. Veronika Holzer vom Naturhistorischen Museum Wien, Prähistorische Abteilung, und dem Projektträger Verein „Forum Platt“ die bereits im Sommer des Vorjahres erfolgreich durchgeführten Grabungen fortzusetzen. So zeigt beispielsweise ein 700 Quadratmeter großes und von den Studenten händisch geputztes Grabungsareal neben anderen Verfärbungen eine quadratische Grabenstruktur von rund 21 Meter Seitenlänge. Die bisherigen Funde datieren diese Struktur, die sich am östlichen Rand der Siedlung befindet und sich durch ihre Form und ihre Lage vermutlich als etwas Besonderes auszeichnet, in die mittlere La-Tène-Zeit.

Die ersten Funde wie Gürtelschnallen, Glasfragmente, Keramik etc. und vor allem Gold- und Silbermünzen gab es auf dem Sandberg bereits vor rund 100 Jahren. In den neunziger Jahren erfolgten schließlich die Katalogisierung und wissenschaftliche Bearbeitung der bisherigen Münzfunde sowie in weiterer Folge die Durchführung geomagnetischer Messungen. Dabei wurden u.a. 449 Grubenhäuser, zahlreiche Siedlungsgruben, Schwellbalkenbauten und vor allem ein südliches Begrenzungsgräbchen erfasst. Gezielte systematische Ausgrabungen konnten jedoch erstmals im Sommer 2001 dank der finanziellen Zusammenarbeit der beiden Gemeinden Zellerndorf und Sitzendorf, dem Verein „Forum Platt“ und dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum Wien durchgeführt werden.

Die herausragende Bedeutung von „Fürstensitz und Keltenstadt Sandberg“ wird vor allem darin gesehen, dass es sich hier um die flächenmäßig bisher größte keltische Freilandsiedlung Österreichs und wahrscheinlich auch Mitteleuropas handelt. Die flächenmäßige Ausdehnung liegt bei mindestens 22 Hektar. Auf Grund der Lage in einem unverbauten Gebiet wird auch ein einmalig guter Erhaltungszustand der Keltenstadt gewährleistet. Dazu kennzeichnet eine eigene Münzprägewerkstätte die Stadt als Fürstensitz, denn nur Fürsten konnten eigene Münzen prägen. Bisher wurden rund 600 Münzen wissenschaftlich erfasst, sie ist damit auch die münzreichste keltische Siedlung Österreichs. Auch die Lage auf dem Sandberg mit einem weitreichenden Blick in alle Himmelsrichtungen zeigt die bewusst gewählte strategische Position dieser Keltensiedlung.

Nähere Informationen: Verein „Forum Platt“, Obmann Josef Pfeifer, Telefon 02945/2304, e-mail forum.platt@newsclub.at, www.go.to/platt, bzw. Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung, Dr. Veronika Holzer, e-mail veronika.holzer@nhm-wien.ac.at, www.nhm-wien.ac.at/nhm/prehist/holzer/sandberg, Telefon 01/521 77-281.


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