21.05.2002 | 00:00

Fischer-Deponie: Räumungsauftrag an ARGE vergeben

Rund 140 Millionen Euro Gesamtkosten

Nach Jahren, die durch viele Einsprüche von verschiedener Seite geprägt waren, setzte sich schließlich die Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt durch: Vor wenigen Tagen wurden die Arbeiten zur Räumung der Fischer-Deponie in Theresienfeld bei Wiener Neustadt an eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus den Firmen Bilfinger-Berger, Strabag, Alpine und Porr Umwelttechnik, vergeben.

Die Räumung, der Transport, die Entsorgung und die Kontrolle kostet nach derzeitigem Stand 140 Millionen Euro. Der Großteil kommt aus dem Altlastenfonds, ein kleinerer aus dem allgemeinen Budget des Bundes. Vom Betreiber, so ließ Bezirkshauptmann Dr. Heinz Zimper am Freitag in einem Pressegespräch durchblicken, wolle man natürlich die Kosten hereintreiben, aber man erwarte sich keinen effizienten Beitrag. Die Räumung dauert voraussichtlich bis Ende November 2003, die Beseitigung des kontaminierten Untergrundes und die Gesamtsanierung des betroffenen Areals erheblich länger, nämlich bis Frühjahr 2006. Zimper schätzt, dass rund 50.000 Lkw-Ladungen – ab Anfang August 2002 – in Deponien gebracht werden müssen. Rund 8.400 Fässer mit giftigen Substanzen wie Lackresten und Destillationsrückständen liegen, so eine Schätzung, im Untergrund.

„Wir versuchen die Belastung der Bevölkerung durch Lärm und Staub so weit wie möglich zu reduzieren“, sagte Zimper. Das Fangnetz, wenn dennoch etwas passieren sollte, sei die funktionierende Sperrbrunnenanlage, die vor Jahren für diese Deponie errichtet worden ist. 8 Videokameras würden die Deponie rund um die Uhr überwachen, auch deshalb, „weil die Räumung genau dokumentiert werden soll“.

Der Aushub der Abfälle wird mit maximal 5 Metern Stärke lagenweise vorgenommen, wobei das patentierte Biopuster-Verfahren eingesetzt wird. Die vertraglich festgelegte Abbauleistung beträgt 3.000 Tonnen pro Tag. Schon beim Lösen werden die Abfallfraktionen getrennt. Ein Deponiemanagement garantiert die lückenlose Erfassung von Abfällen. Die Entsorgung geschieht je nach Art des Mülls in verschiedenen Deponien und Entsorgungsbetrieben in Wien, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und dem Burgenland. Entleerte Gebinde sowie Abfälle mit Chlorgehalt kommen in die Entsorgungsbetriebe Simmering in Wien, das Deponiesickerwasser und das kontaminierte Nass von der Oberfläche werden in den Kanal entsorgt bzw. in Reinigungsanlagen in Niederösterreich und in Wien gekarrt.

Die Voraussetzungen für eine Räumung der Fischer-Deponie, nach ihrem derzeitigen Besitzer benannt, konnten erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit den ehemaligen Betreibern geschaffen werden. Acht lange Jahre dauerte der Streit, bis 1998 das Landwirtschaftsministerium in einem Bescheid in der gesamten Deponie die Räumung nicht nach räumlich bestimmten Segmenten, sondern nach mengenbezogenen Chargen vorschrieb. Da die Deponiebetreiber die Räumung der Deponie nicht innerhalb der gesetzten Fristen begonnen haben, wurde eine Ersatzvornahme durch die Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt als Verwaltungsvollstreckungsbehörde eingeleitet. Wegen laufender Einsprüche und Verfahren scheiterten 1999 und 2000 zwei Versuche, ein externes Projektmanagement durchzusetzen, wofür eine EU-weite Ausschreibung angewandt werden sollte. Daher wurde 2001 von der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt selbst mit der Ausschreibung für die Räumung, den Transport und die Entsorgung der Abfälle sowie die entsprechenden Aufsichten am Bau und bei den chemischen Substanzen begonnen.

Das Volumen der Ablagerungen wird auf rund 500.000 Kubikmeter bzw. auf 840.000 Tonnen geschätzt. 75 Prozent davon bestehen aus Hausmüll, hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen und Sperrmüll, 25 Prozent aus mineralischen Abfällen, besonders Bauschutt und kontaminiertem Aushubmaterial.

Für die Beseitigung des Mülls wurde in den letzten Monaten auch eine rund 3,8 Kilometer lange Baustraße fertiggestellt, die als Zufahrt zur Fischer-Deponie dient und 1,09 Millionen Euro kostete. Der in Ost-West-Richtung zur B 17 hin verlaufende Ast wird als öffentliche Straße geführt, der Nord-Süd-Ast dient lediglich dem Baustellenverkehr zur Fischer-Deponie.


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