13.02.2002 | 00:00

Rettungsgrabungen im alten Landhaus in Wien:

Spuren römischer und mittelalterlicher Vergangenheit

Ein Zeitschnitt von der Römerzeit über das Mittelalter bis in die Neuzeit ließ sich im Hof des Hauses Herrengasse 13, des Niederösterreichischen Landhauses, in Wien ergraben: Vor Beginn der Umbau- und Renovierungsarbeiten, die in den nächsten Jahren im Hinblick auf die Vermietung des Hauses an das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten erfolgen werden, meldete Architekt Gerhard Lindner im Auftrag der „Via Dominorum“ (Verwertungsgesellschaft für die Häuser Herrengasse 11 und 13) den geplanten Eingriff in das Erdreich des Landhaushofes wegen zu erwartender römischer Funde an das Bundesdenkmalamt: In einem Teil des Hofes soll unterirdisch die sehr aufwendige Haustechnik untergebracht werden. Zu Jahresende 2001 und in den ersten Wochen des neuen Jahres führte die archäologische Abteilung des Bundesdenkmalamtes unter der Leitung von Dr. Christa Farka Rettungsgrabungen durch, die bis in sechs Meter Tiefe führten. Schon nach 40 Zentimeter Erdaushub zeigte sich, dass es im Mittelalter zu großflächigen Niveauveränderungen gekommen sein muss. In tieferen Erdschichten bestätigte sich die Vermutung, dass die niederösterreichischen Stände ihr Landhaus auf uralten römischen Siedlungsboden gesetzt hatten: Es fanden sich einige Abfallgruben sowie auch Brunnen, die mit Abfallmaterial ausgefüllt wurden; vorwiegend Bruchstücke von römischer Keramik, Tierknochen und Abfall, der wohl im Laufe der Zeit vom 1. bis zum 3. nachchristlichen Jahrhundert in die Gruben geworfen wurde. Jetzt werden die Funde gewaschen und wissenschaftlich bearbeitet, ein Ergebnis liegt erst in einigen Monaten vor.

Sehr deutlich sichtbar wurden in einer höheren Schicht Fundamentreste des ursprünglichen Landhauses, des Vorgängerbaues des Landhauses im heutigen Erscheinungsbild. Diese Mauern bestanden aus Bruchstein-Mauerwerk.

Rätsel gibt auch eine ausgemauerte Grube auf, die im 15. oder 16. Jahrhundert gebaut und genutzt wurde: als Brunnen oder auch als Latrine, das ist nicht mehr eindeutig feststellbar. Auch kleine, mit Steinplatten abgedeckte Kanäle fanden sich, sie wurden in der langen Historie des Niederösterreichischen Landhauses angelegt und später zugeschüttet.

Dr. Farka über die Zuordnung der neuen Fundstelle: „Wir haben es hier mit dem Umfeld des einstigen römischen Legionslagers zu tun, das sich von der Freyung über den Michaelerplatz etwa bis zur Albertina erstreckte.“ Dem weiteren Erdaushub für die Haustechnik im alten Landhaus steht nach diesem „Zeitschnitt“ nichts mehr im Wege.


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