09.11.2001 | 00:00

Frauen leiden häufiger an psychischen Krankheiten:

Veranstaltung des NÖGUS mit ExpertInnen

Neben zahlreichen ExpertInnen nahmen auch Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop und Landesrätin Christa Kranzl gestern Nachmittag im Rathaussaal in Amstetten an der Veranstaltung „Perspektive frauengerechte Psychiatrie“ teil.

In Niederösterreich sei seit der Psychiatriereform sehr viel geschehen, meinte Landesrätin Christa Kranzl in ihrem kurzen Eröffnungsstatement. Ziel sei, an allgemein öffentlichen Krankenhäusern verstärkt psychiatrische Abteilungen einzurichten und zugleich die extramuralen Einrichtungen, also die Psychosozialen Dienste, auszubauen. Die wirtschaftliche Gleichberechtigung sei noch lange nicht erreicht, es gebe große Einkommensunterschiede, Frauen seien aber auch von besonderen psychischen Erkrankungen betroffen. Spitalsaufenthalte wegen psychischer Erkrankungen seien bei Frauen um zwei Drittel häufiger als bei Männern.

Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop brachte in Erinnerung, dass Frauen zum Beispiel auch zur Kenntnis nehmen müssten, dass medizinische Behandlungen im Bereich der Psychiatrie von männlichen Modellen aus erfolgten. Es gebe also viele Antworten noch nicht, warum hier deutliche Unterschiede festzustellen seien. Ganz wichtig sei auch, dass die Grundvoraussetzungen der frauengerechten Psychiatrie alle, die mit ihrer Behandlung befasst sind, auch kennen.

Was man jedenfalls sicher weiß: Frauen sind anders krank. Sie leiden doppelt so häufig an Kopfschmerzen, Migräne und Kreislaufstörungen als Männer. 70 Prozent aller Migränemittel, Sedativa, Tranquilizer und Antidepressiva werden Frauen verordnet. Die Ursachen liegen im sozialen Umfeld: So fühlen sich schon Mädchen und junge Frauen öfter gestresst und überfordert, zeigen sich deutlich weniger selbstbewusst als gleichaltrige Buben und Männer. Trotz dieser Erkenntnisse ist der Blickwinkel der Psychiatrie überwiegend männlich. Auf die spezifische soziale Situation von Frauen wird wenig eingegangen. Gewalterfahrungen, die häufig sind und gravierende Auswirkungen auf die Psyche haben, werden traditionell verharmlost.

Deshalb hat der NÖGUS-Soziales dieses Thema erstmals in Niederösterreich aufgegriffen. Ein Forschungskatalog ist daraus entstanden. In der gestrigen Veranstaltung des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds, Bereich Soziales, mit Unterstützung des Frauenreferates des Amtes der NÖ Landesregierung unter dem Titel „Perspektive frauengerechte Psychiatrie“ wurde besprochen, wie das im Rahmen der Sozialpsychiatrie verwirklicht werden kann.


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