16.10.2001 | 00:00

„Haydn-Klavier“ aus Rohrau ein absoluter „Hammer“

Musikexperten sagen: „Ältester erhaltener Flügel“

Im perfekt restaurierten und spielbaren Zustand präsentiert sich der sogenannte „Haydn-Flügel“ aus dem Haydn-Geburtshaus im niederösterreichischen Rohrau. Das im Besitz des NÖ Landesmuseums befindliche Instrument wurde in den letzten Monaten restauriert und, bei Wahrung des historischen „Informationsgehaltes“, in einen absolut spielbaren Zustand gebracht.

Bei der Restaurierung des Instruments, das sich schon seit dem 19. Jahrhundert in Landesbesitz befindet, stellte sich heraus, dass es überhaupt der erste erhaltene Hammerflügel ist, entstanden zwischen 1780 und 1790 in einer Wiener Werkstätte. Die genaue Herkunft lässt sich aber nicht ermitteln, da der Flügel weder datiert noch signiert ist.

Der Restaurierung ging eine eingehende Beratung durch Experten der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums voran. Es folgte eine EU-weite Ausschreibung, getrennt nach Möbelrestaurierung und Restaurierung historischer Tasteninstrumente. Den Zuschlag erhielten Mag. Peter Kopp, Holz-Restaurator und Kunsthistoriker, sowie Albrecht Czernin, Restaurator für historische Tasteninstrumente. Eine Oberflächenuntersuchung wurde durch ein Münchner Institut durchgeführt, das feststellte, dass hier ein spezieller Mischharzlack verwendet wurde, den es in genauer Zusammensetzung „nachzumischen“ galt. Der Möbelrestaurator hatte es außerdem mit feuchtigkeitsbedingten Furnierablösungen, Schimmelbildung durch Feuchtigkeit und mit unsachgemäßen Restaurierungen zu tun.

Der singuläre Charakter des Hammerklaviers, das zwar nicht aus dem Besitz von Haydn stammt, aber auf dem er einmal oder mehrmals gespielt haben soll, besteht nicht nur wegen der frühen Entstehungszeit des Instruments, sondern auch wegen der exzellenten Ausführung des Gehäuses mit vielerlei heimischen und exotischen Edelhölzern bis hin zu feinsten Beineinlagen. Das Notenpult wurde aus massivem Eibenholz nach dem Vorbild des Mozartklaviers aus Salzburg nachgefertigt. Der Instrumenten-Restaurator stellte einen Umbau von einer ursprünglichen Stoßmechanik auf eine Wiener (Prellzungen-)Mechanik fest, die ein besonders geläufiges Spiel ermöglichte. Er musste die Vorgabe erfüllen, nichts zu verbessern oder zu verändern, spätere „Basteleien“ aber zu beseitigen. Beim Aufklappen des Klavierdeckels ergibt sich ein absolut zeitgemäßes, authentisches Aussehen.

Der amerikanische Pianist Richard Fuller, Spezialist für Cembalo, Fortepiano und Clavichord, begleitete die Wiederherstellung des Instruments musikalisch. „Das Klavier ist hervorragend spielbar und ist einigen anderen historischen Tasteninstrumenten dieser Art aus diversen Sammlungen absolut ebenbürtig. Er wird den Hammerflügel am 25. Oktober in der Werkstätte von Albrecht Czernin in Wien 4 erstmals in kleinem Kreis präsentieren. Zu einer offiziellen Vorstellung kommt es am 24. November im Haydn-Geburtshaus in Rohrau, wo der Flügel wieder als Hauptattraktion der Gedenkstätte stehen soll. Allerdings nachdem noch einige Maßnahmen getroffen wurden, um die Feuchtigkeit des Hauses auf einen Wert unter 65 Prozent abzusenken. Denn gelingt das nicht, ist eine neuerliche Restaurierung schon in wenigen Jahren fällig. Und die würde sich wieder in ähnlicher Höhe wie die jetzige belaufen, nämlich bei 450.000 Schilling (32.703 Euro).


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