15.06.2001 | 00:00

LHStv. Onodi bei Fachenquete über „anonyme Geburt“:

Für Mutter und Kind bestmögliche Lösung suchen

„Seit wenigen Tagen ist die anonyme Geburt an allen niederösterreichischen Krankenhäusern mit einer Geburtenabteilung möglich. Trotzdem gibt es noch eine Vielzahl an Fragen, die geklärt werden müssen“, sagte am Mittwoch Landeshauptmannstellvertreterin Heidemaria Onodi bei einer Fachenquete zu diesem Thema in Korneuburg.

Eine extrem schwierige Lebenssituation, gepaart mit einer Verleugnung der Schwangerschaft und dem Ignorieren der herannahenden Geburt, kann zu einer Kindesweglegung führen, meinte Onodi. Daher müsse vor allem die Präventionsarbeit massivst ausgebaut werden. Zudem sei es Aufgabe der Jugendwohlfahrt, werdende Mütter zu beraten und zu unterstützen. Wenn sich ein Mädchen an die Jugendabteilung wende, solle gemeinsam versucht werden, eine für das Mädchen und das Kind bestmögliche Lösung zu finden.

Viele Mädchen würden die Schwangerschaft als Schande für die Familie und für sich selbst sehen, formulierte Onodi. Deswegen würden junge Mütter versuchen, die Schwangerschaft zu verdrängen und zu verheimlichen. Die Folge seien Panikreaktionen, seelische Bedrängnis und überwältigende Angstzustände. Deshalb seien Einrichtungen wie das Mutter-Kind-Haus in Hollabrunn für minderjährige Mütter so wichtig. Dort würden Mädchen bei der Schwangerschaft, bei der Geburt und der Betreuung des Säuglings oder des Kleinkindes unterstützt und begleitet. Zudem hätten die Mütter dort die Möglichkeit, einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung zu machen.

Niederösterreich verfüge über ein dichtes Netz an Betreuungseinrichtungen für Schwangere und Mütter. Wenn dieses Netz einmal versagen sollte, könnten die anonyme Geburt oder die Babyklappe der letzte Ausweg sein, um das Leben von Neugeborenen zu retten. Mit der Babyklappe solle verzweifelten Frauen eine anonyme und für das Kind sichere Abgabe an eine hochqualifizierte Einrichtung ermöglicht werden. Das Krankenhaus St.Pölten hätte bereits Überlegungen angestellt, eine solche Babyklappe einzurichten, informierte Onodi.

Die anonyme Geburt bedeute, dass die schwangere Frau in einem Krankenhaus ohne Angabe ihres Namens das Kind zur Welt bringen kann. Die für die Gesetzesänderung erforderlichen Beschlüsse des NÖ Landtages würden voraussichtlich am 28. Juni erfolgen, sagte Onodi. Nach der anoymen Geburt könne die Mutter das Kind zur Adoption freigeben. Die regionale Jugendabteilung übernehme dabei die Vermittlung der Adoption. Die Mutter hätte auch die Möglichkeit, ihrem Kind einen verschlossenen Brief bei der Jugendabteilung zu hinterlegen. Das Kind könne dann ab seiner Volljährigkeit den Brief abholen, um so etwas über seine Eltern und über seine Herkunft zu erfahren. Zudem könne die Mutter ihren Namen auch bekannt geben. Sie könne sich also für eine offene Form der Adoption entscheiden. Die dritte und letzte Möglichkeit sei die wünschenswerteste: Die Mutter entscheide sich dafür, ihren Namen nach der Geburt bekannt zu geben und ihr Kind zu behalten.


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