04.05.2001 | 00:00

Studie über Bedarf und Qualität von Kinderschutzzentren in NÖ

Bis zu 10.000 sexuell missbrauchte Kinder pro Jahr

„Kindesmissbrauch ist nach wie vor ein Tabuthema. Umso wichtiger ist es, dass wir die Menschen noch stärker als bisher für dieses Thema sensibilisieren und gleichzeitig Kinderschutzzentren, die diesem Namen auch gerecht werden, flächendeckend in Niederösterreich anbieten können.“ Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop ist überzeugt, dass die von ihr in Auftrag gegebene und gestern in Wien gemeinsam mit Univ.Prof. Dr. Max Friedrich vorgestellte Studie über den Bedarf und die Qualitätsanforderungen an Kinderschutzzentren in Niederösterreich eine wichtige Grundlage dafür darstellt und zusätzliche Erkenntnisse liefert.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie: Für ein Einzugsgebiet von 35.000 bis 50.000 Kindern ist ein Kinderschutzzentrum erforderlich. Es soll innerhalb einer Stunde erreichbar und für die Klienten gratis zugänglich sein, dort eingerichtet werden, wo es auch Krankenhäuser mit Kinderabteilungen gibt, die professionelle Mitarbeiter mit einschlägiger Ausbildung haben. Ideal wären insgesamt sechs Kinderschutzzentren in Niederösterreich. Prokop ist zuversichtlich, dass diese Kinderschutzzentren in absehbarer Zeit auch angeboten werden können. „In St.Pölten, Neunkirchen und Amstetten haben wir bereits derartige Einrichtungen. In Mistelbach wird das Zentrum noch heuer eröffnet, für Zwettl laufen Planungen auf Hochtouren.“ Als sechster Standort komme Mödling in Frage, so Prokop.

Der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Friedrich sprach sich dafür aus, in Form eines Modulsystems alle Kräfte zu bündeln und zu mobilisieren, um den Opfern Schutz, Sicherheit und vor allem Hilfe anbieten zu können. Aus der Studie lässt sich auch ableiten, dass in Niederösterreich jährlich 3.000 bis 10.000 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht werden. Friedrich: „Ganz zu schweigen von der Dunkelziffer, die natürlich viel höher liegt.“ Das Land Niederösterreich wird die Kinderschutzzentren, die von anerkannten Jugendwohlfahrtsorganisationen wie „die möwe“ und „Kinderfreunde“ betrieben werden und Beratung und Therapie anbieten, im Vollausbau mit 6 Millionen Schilling unterstützen. Prokop: „Wir wollen und müssen hier Hilfe anbieten, indem wir ein breites Netzwerk aufbauen, von der Tabuzone wegkommen und auch die Präventionsarbeit forcieren.“


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