26.04.2001 | 00:00

Enquete über Palliativmedizin und Hospizarbeit

LHStv. Prokop: Der Tod gehört einfach zum Leben

Der Landtagssitzungssaal im Regierungsviertel in St.Pölten war gestern Schauplatz einer Enquete, die sich mit dem Leben und dem menschenwürdigen Sterben auseinander setzte. Veranstaltet wurde die Enquete vom Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Heime, das mit der „Plattform Hospiz“ zusammenarbeitet, zu der die Ärztekammer Niederösterreichs, die Caritas der Diözese St.Pölten und der Erzdiözese Wien, der Lions Club St.Pölten, die NÖ Gebietskrankenkasse, das NÖ Hilfswerk, die NÖ Volkshilfe und die ARGE NÖ Heime gehören.

In der Enquete kamen auch Landespolitikerinnen zu Wort, die gemeinsam mit den Experten – den Eröffnungsvortrag hielt der Schweizer Peter Fässler-Weibel, der über „Zum Erfolg verpflichtet: Von Schnittstellen zu Nahtstellen in der palliativen Versorgung“ sprach – das Thema auch aus der Sicht der ressortzuständigen Arbeit in der NÖ Landesregierung beleuchteten.

Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop hob eingangs die internationale Diskussion um die Euthanasie hervor. „Wir müssen hier Informationen geben. Denn wenn wir das breiter diskutieren, dann wird auch die Antwort bei uns völlig anders sein.“ In Österreich und natürlich auch in Niederösterreich herrsche trotz mancher Polarisierung über die Parteien hinweg ein Grundkonsens, nämlich ein klares Nein zur Sterbehilfe, aber ein klares Ja zur Begleitung. Das menschliche Begleiten, das Einbinden des Umfeldes und der Palliativmedizin bis hin zu Schmerzbekämpfung sei enorm wichtig, sagte Prokop. Es müsste ein Modell, ein enges Netz aufgebaut werden, um in den Krankenhäusern, in den Heimen, in den Bereichen, wo sie tagesspezifisch betreut werden können, im ambulanten Bereich bzw. in der Hauskrankenpflege, die in den letzten Jahren intensiv ausgebaut wurde, die Patienten zu erfassen und zu betreuen. So betreue man 12.000 Patienten in der Hauskrankenpflege. Auch das breite Netz von Ehrenamtlichen und die Einbindung der Angehörigen gehöre hierher. In der Konsumgesellschaft werde der Gedanke vielfach hintangestellt, aber man müsse sich klar sein, dass der Tod einfach zum Leben gehört.

Landesrätin Christa Kranzl meinte, es habe sehr lang gedauert, bis der Gedanke an die Hospizarbeit in der Gesellschaft entsprechende Wurzeln gefunden habe. Dahinter stehe der Gedanke, dass die Zeit des Sterbens für die Betroffenen und die Angehörigen eine äußerst schwierige, vor allem eine große seelische Belastung sei. Hospizarbeit bedeute das achtungsvolle, zugewandte Begleiten von Menschen in der wohl schwierigsten Phase ihres Lebens. Bisher war ja die Verdrängung des Sterbens durchaus üblich, und der zu Betreuende hatte öfters das Gefühl, allein zu sein.

Mit vier im Juli startenden und auf eine Laufzeit von 2,5 Jahren angelegten Pilotprojekten im Rahmen der Palliativmedizin habe sich Niederösterreich klar für den Weg der Sterbebegleitung ausgesprochen, betonte Landeshauptmannstellvertreterin Heidemaria Onodi. In den vier Pilotprojekten werden drei unterschiedliche Methoden zur Anwendung gelangen. Im Krankenhaus Waidhofen an der Thaya wird die Palliativmedizin als eigene Organisationseinheit mit sechs spezifisch ausgewiesenen Betten betrieben, im Krankenhaus Scheibbs werden vier Betten eingerichtet. In Ergänzung dazu wird in den Krankenanstalten Gmünd und Lilienfeld ein konsiliarisch tätiges Palliativteam tätig werden, dessen Mitglieder in den üblichen Betrieb des Krankenhauses integriert sind.

Die Investitionskosten für Waidhofen an der Thaya bezifferte Onodi mit 2,6 Millionen Schilling, die Betriebskosten mit 4,7 Millionen Schilling, 100.000 Schilling Investitionskosten und 5 Millionen Schilling Betriebskosten fallen jährlich für Scheibbs an, 600.000 Schilling für Gmünd und Lilienfeld. Dazu kommen noch weitere 200.000 Schilling für die Auswertung der laufenden Evaluierung.

Sie sei sehr froh über diese Projekte, die zum einen notwendig für jene Menschen seien, die in ihrem letzten Lebensabschnitt Hilfe bräuchten, zum anderen aber auch bei den Behandelnden ein Umdenken bewirken sollen, meinte Onodi abschließend.


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