26.01.2001 | 00:00

LR Kranzl: Bildung beginnt schon im Kindergarten

Gegen Ausweitung von Öffnungszeiten in Geschäften

Landesrätin Christa Kranzl lieferte gestern aus aktuellem Anlass neuerlich Lösungsansätze, wie sie Beruf und Familie ohne Qualitätsverlust einer der beiden Faktoren für vereinbar hält. Der Schlüssel dazu sei die Kinderbetreuung, denn nur dann, wenn zeitgerechte und maßgeschneiderte Lösungen für Mütter und Familien angeboten werden, werde die Frau ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt festigen und stärken können. „Die Anforderungen der Wirtschaft wurden aber immer flexibler“, die Familie muss Schritt halten, und war man früher mit einem Vormittag im Kindergarten zufrieden, steige jetzt auch der Bedarf an Nachmittagsbetreuung. Laut einer im Herbst des Vorjahres durchgeführten Befragung in Kindergärten seien im städtischen Bereich fast 88 Prozent der Befragten für eine Nachmittagskinderbetreuung, in den ländlich strukturierten Gemeinden dagegen gebe es nur eine geringe Nachfrage, zum Beispiel im Bezirk Zwettl (7,4 Prozent). Auch der Bedarf an Ferienbetreuung werde verstärkt angenommen. Die Kindergärten werden in Zukunft auch Aufgaben der Vorschule übernehmen müssen, da Bildung, wie zum Beispiel der Umgang mit Internet, schon in frühen Jahren anfängt.

Die Zahlen sprechen für sich, meinte Kranzl weiter. In Niederösterreich leben derzeit rund 1,5 Millionen Menschen, davon 51 Prozent Frauen, also 765.000 Niederösterreicherinnen. Allein rund 230.000 Frauen seien in einem unselbstständigen Arbeitsverhältnis erwerbstätig, die meisten davon vollzeitbeschäftigt. Die Einkommen von Frauen und Männern würden aber nach wie vor auseinander klaffen. „Die Top-Positionen werden von Männern besetzt“, dagegen seien etwa, so Kranzl, von 100 Beschäftigten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen 63 Frauen. Trotzdem, so zeigen Umfragen, würden viele Frauen bei der Doppelbelastung einen Beruf nachgehen wollen. „Jede dritte Frau in Niederösterreich zwischen 20 und 25 Jahren hat maturiert, sitzt in einer Akademikerausbildung.“ Wenn es nicht möglich ist, Familie und Beruf zu vereinbaren, könne man die Jahre der Ausbildung als sinnlose Investition bezeichnen.

Kranzl setzte sich erneut für mehr Krabbelstuben, flexiblere Öffnungszeiten, für ein Offenhalten während der Ferien, für Qualitätsverbesserungen und für den Ausbau der integrativen Betreuungsgruppen ein. Über 700 Kinder in Niederösterreich mit besonderen Bedürfnissen würden integrative Kindergarten-Gruppen besuchen. Auch die interkulturelle Erziehung von ausländischen Kindern und österreichischen Gleichaltrigen müsse ausgebaut werden. Eine der Forderungen von Kranzl sei bereits im vergangenen Jahr die sozialversicherungsrechtliche Abdeckung der Tagesmütter gewesen.

Man müsse die Frauen „wachrütteln“, wandte sich Kranzl auch gegen eine weitere Ausweitung der Öffnungszeiten in Geschäften. Hier sei kein Anstieg der Kaufkraft festzustellen, sondern die Akzente würden nur verschoben. Leidtragende seien dabei die Frauen, die einen Großteil der Handelsangestellten stellen.


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