17.11.2000 | 00:00

Diözesanarchiv St.Pölten stellt neue Publikationen vor

Abgekommene Kirchen im Waldviertel und Kapuzinerkloster Tulln

Zwei interessante, lokalhistorisch wichtige Werke stellt das St.Pöltner Diözesanarchiv im Rahmen der geschichtlichen Beilagen zum St.Pöltner Diözesanblatt vor. Band 21 enthält die wissenschaftliche Arbeit „Das Kapuzinerkloster in Tulln – 1637-1787“ von Roderich Geyer, Band 22 „Abgekommene Kirchen im Waldviertel“ von Wilhelm Zotti.

Der Lehrer Dr. Roderich Geyer aus Judenau ist Direktor der Tullner Museen im Minoritenkloster und geht der Geschichte des Kapuzinerklosters seit der Gründung nach. Entstanden war dieses Kloster im Zuge der Gegenreformation, als die Tullner Bürger 1590 der evangelischen Lehre abschworen. Erhalten ist die genaue Baugeschichte im Detail von der Anzahl der benötigten Nägel bis zum Gerüstholz und zur Schlosserarbeit. Man erfährt, wie die Tullner Kapuziner lebten und wirkten, in welchem Jahr sie wie viele Obstbäume pflanzten und welche Sorten besonders geschätzt wurden. In einem weiteren Kapitel wird das religiöse Wirken geschildert und aufgezählt, in welchen Jahren die Kerzen-, Schmalz- und Eiersammlung besonders erfolgreich war. Daraus musste nämlich der Konvent seinen Lebensunterhalt decken. Das Ende des Klosters kam 1783 mit einem Dekret der Hofkanzlei. Das Kloster wurde geräumt, 1788 entweiht, die Mönche, falls geeignet, für die Seelsorge im Lande herangezogen und der Rest in Pension geschickt. Das Inventar fand seinen Weg in die vielen neuen Pfarren, die unter Joseph II. gegründet wurden. Die Arbeit befasst sich aber auch mit dem Schicksal der Gebäude nach der Aufhebung des Klosters. Zunächst wurde eine Textilfabrik daraus, dann ein Theater, schließlich eine Rotgerberei und Ende des 19. Jahrhunderts Sozialwohnungen. In den letzten Jahren wurde das Haus generalsaniert, umgebaut und mit einem Konzertsaal ergänzt.

Der Architekt und Dozent für kirchliche Kunst Wilhelm Zotti befasst sich mit Sakralbauten im Waldviertel, die ihre ursprüngliche Widmung verloren und später andere Verwendungen fanden oder überhaupt abgerissen wurden. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatte der Truppenübungsplatz Allentsteig, 1938 von den Nationalsozialisten eingerichtet und heute noch in Verwendung des Österreichischen Bundesheeres. Aber auch anderswo gab es bedeutende Kirchen wie beispielsweise die Pfarrkirche St.Kunigunde in Dürnstein, die 1803 aufgelassen wurde, da sie durch den Neubau der barocken Stiftskirche ihre Bedeutung verloren hatte. Neben Einzelbeschreibungen der abgekommenen Kirchen findet sich auch ein Literaturverzeichnis und ein umfangreiches Ortsregister.

Beide Publikationen sind im Archiv der Diözese St.Pölten, Telefon 02742/321 oder 324 erhältlich.


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