18.10.2000 | 00:00

3 Hektar Raps lassen den Traktor laufen

LR Plank: Die richtige Antwort auf die Ölkrise

Fast tägliche Preisanstiege beim Öl kosten den Bauern Josef Gugerell (46) aus Oberwinden bei Herzogenburg nur ein müdes Lächeln, denn er hat sich bereits zu Beginn der Ölkrise seine Treibstoff-Unabhängigkeit geschaffen: Er fährt übers Jahr seinen Traktor und sein Dieselauto mit selbstgepresstem Biosprit. „Mit dem Anbau von 5 Hektar Ölpflanzen fahre ich meine Maschinen und mein Auto das ganze Jahr. Mir sind die Ölpreise wurscht, sie lassen mich kalt.“

Gugerell baut Raps und Sonnenblumen an. Einen Teil der Ernte presst er selbst, einen Teil in der Landwirtschaftlichen Fachschule Tulln, die auch Untersuchungen über den Energieertrag einzelner Pflanzen durchführt. Die Kosten für den selbstproduzierten Biosprit liegen unter Berücksichtigung aller Kosten wie Anbau, Arbeitseinsatz etc. bei 8 Schilling pro Liter.

Agrar-Landesrat Dipl.Ing. Josef Plank zeigte sich bei einem „Lokalaugenschein“ in Tulln begeistert von der Gugerell‘schen Initiative: „Das ist die richtige Antwort auf die Ölkrise. Es kommen nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz, die auf Brachflächen angebaut werden, von denen es rund 60.000 Hektar in Niederösterreich gibt. Die Energieausbeute ist hoch und die Umweltbelastung stark reduziert. Und vor allem fährt Gugerell, der schon seit acht Jahren seine Maschinen und seit einem Jahr seinen Pkw ‚Bio‘ fährt, mit Sprit, der billiger ist als Normaldiesel.“

Der Ölpflanzenertrag liegt bei 3.000 bis 4.000 Kilogramm pro Hektar, was etwa 900 Liter Treibstoff ergibt. Ein Traktor braucht bei jährlich 400 Arbeitsstunden ca. 3 Hektar Ölpflanzen, ein Dieselauto bei jährlich 20.000 Kilometer ca. 2 Hektar. Für Gugerell reichen 5 Hektar Anbaufläche für Traktor und Pkw.

Für Plank würden sich noch größere Chancen auftun, wenn es in Zukunft zu örtlichen Zusammenschlüssen von Bauern käme. „Mehrere Bauern könnten dann eine Ölpresse anschaffen (für eine größere Presse sind 100.000 Schilling zu veranschlagen, kleinere gibt es bereits um rund 30.000 Schilling) und den Treibstoff, den sie für Traktor und Pkw brauchen, selbst erzeugen. Wir werden in nächster Zeit sicher Initiativen in diese Richtung setzen.“

Die Landwirtschaftliche Fachschule Tulln unter der Leitung von Direktor Josef Meisel setzt nicht nur beim Biosprit die richtigen Schritte, sondern auch in der Verwendung von Energiekorn zur Wärmeerzeugung. Dieses Projekt startete heuer im Frühjahr. Derzeit werden verschiedene Verbrennungskessel getestet. In Bälde soll eine optimale Wärmeversorgung gesichert sein. Auch der Presskuchen bei der Biodieselgewinnung wird zur Wärmeproduktion eingesetzt.

Nähere Informationen: Landwirtschaftliche Fachschule Tulln, Telefon 02272/62515, e-mail: fs.tulln@asn.netway.at.


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