06.10.2000 | 00:00

Telefonischer Krisendienst für ganz NÖ

Anonyme, kostenlose und unbürokratische Hilfe

„Seit Anfang Oktober steht für ganz Niederösterreich ein telefonischer Krisenberatungsdienst zur Verfügung, der kostenlos, anonym und unbürokratisch ist“, sagte gestern Landesrätin Christa Kranzl in einer Pressekonferenz, die sie gemeinsam mit Dr. Bernhard Rupp vom NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) und anderen Experten gegeben hat. Unter der Nummer 0800/202016 steht ein erfahrenes Krisenteam an Werktagen während der Nacht von 19 bis 7 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr bereit. Das Team setzt sich aus MitarbeiterInnen der Landesnervenklinik Gugging und externen Kräften zusammen, wurde im Auftrag der NÖ Landesregierung eingerichtet und wird aus Mitteln des NÖGUS-Soziales finanziert. Im nächsten Jahr, so Kranzl, werden Beratungsdienste wie die „Initiative 50“ oder die Vertretung von Mobbing-Opfern durch die Arbeiterkammer Niederösterreich mit dem Krisentelefon vernetzt.

Die psychosoziale Krisenberatung leistete in acht Monaten (vom 22. Jänner bis zum 21. September 2000) und 244 Tagen insgesamt 321 Dienste zu je 12 Stunden, zeigt eine Statistik. Dabei ergab sich, dass bei 479 Krisenberatungsgesprächen 345 von weiblichen Personen geführt wurden. 62 Prozent der KlientInnen waren ledig, 74 Prozent von der Krise selbst betroffen.

Das Krisentelefon wird unter anderem eingesetzt bei:

Magersucht, Bulimie und Esssucht sind schwere Krankheiten, aber auch Hilferufe von Menschen, die mit dem Leben nicht mehr zurecht kommen. Rund 200 Frauen mussten in Niederösterreich wegen Essstörungen stationär behandelt werden. Der Folder über Essstörungen wurde bereits ein zweites Mal aufgelegt.

Depressionen sind Gemütskrankheiten mit trauriger oder gereizter Stimmung, mit Ängstlichkeit, aber auch mit Interesselosigkeit. Erkrankungen des depressiven Formenkreises gehören zu den häufigsten psychischen Störungen.

70 Prozent aller Migränemittel, Sedativa, Tranquilizer sowie Antidepressiva werden an Frauen verordnet. Kopfschmerzen, Migräne, Kreislauf- und Schlafstörungen sowie Niedergeschlagenheit sind bei Frauen doppelt so häufig als bei Männern. Männer werden dagegen fast vier mal so häufig bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit stationär aufgenommen wie Frauen. Dafür sind Spitalsaufenthalte bei Frauen nach psychischen Erkrankungen um zwei Drittel häufiger. Aufgrund dieser Daten und Fakten sei es daher wichtig, so Kranzl, in Niederösterreich ein Frauen-Gesundheitszentrum als niederschwellige Einrichtung zu schaffen.

Zudem weist man mit einem Plakat, das auf Initiative des NÖGUS-Soziales herausgegeben wurde, auf psychische Erkrankungen hin, von denen jeder fünfte einmal im Leben betroffen ist. In zehn einfach verständlichen Graphiken werden Möglichkeiten aufgezeigt, das seelische Gleichgewicht zu erhalten. Das Plakat soll an Arztpraxen, Apotheken, Beratungsstellen und Ämter verschickt werden. Zudem wurde eine Schulung für Exekutivbeamte gegründet, die im Umgang mit psychisch kranken Menschen stehen.


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