05.07.2000 | 00:00

Berufsbegleitender Lehrgang für Interkulturelle MitarbeiterInnen:

Zertifikatsverleihung durch LR Kranzl, Landtagspräsident Penz

Was macht ein kleines Mädchen oder ein Bursch, der sich mitteilen möchte, aber nicht kann, weil das Kind nicht oder zu wenig unsere Sprache beherrscht. Die Antwort: Es sucht sich eine Mitarbeiterin des Kindergartens, die die Heimatsprache des Kindes versteht.

Das ist zumindest die Theorie. Für die Praxis haben jetzt 22 Frauen und ein Mann im Bildungshaus St.Hippolyt in St.Pölten einen berufsbegleitenden Lehrgang für Interkulturelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beendet, die vor dem Abschluss zwei Jahre lang die Schulbank drücken mussten. Der Lehrgang endete mit Zertifikaten, die Landesrätin Christa Kranzl und der Dritte Präsident des NÖ Landtages, Ing. Johann Penz, am Freitag, 7. Juli, um 11 Uhr im Industrieviertelsaal des NÖ Landhauses in St.Pölten an die Absolventinnen und den Absolventen des Lehrganges überreichen.

Die Qualifikation war mit dem EU-Projekt „Interkulturelle Pädagogik in Praxis und Theorie“ verbunden. Die Beratungsstelle für Integration bzw. die Abteilung K 5 hat dafür mit europäischen Fachleuten zusammengearbeitet. Zum Thema „Interkulturelle Pädagogik in NÖ Landeskindergärten“ wurde auch ein Video durch eine St.Pöltner Firma erstellt, das aufzeigt, wie Kindergarten-Kinder und deren Familien unterstützt werden, die in Emigrationssituationen leben.

Derzeit besuchen pro Jahr rund 4.000 Kinder aus anderen Kulturkreisen die niederösterreichischen Landeskindergärten. Seit 1990 arbeiten zehn Türkinnen, eine Tschechin und fünf Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien mobil in den niederösterreichischen Kindergärten. Sie betreuen jeweils 15 bis 20 Kindergartengruppen mit insgesamt bis zu 110 fremdsprachigen Kindern, wobei sie als vom Land Niederösterreich angestellte Interkulturelle(r) MitarbeiterIn dem Kindergartenteam bei ihrer Arbeit helfen. Die Aufgaben reichen von der Hilfe zur Verständigung des Kindes, dem Team und der Eltern bis zum Spiel und der Entwicklungsarbeit oder zur Festigung der Muttersprache als Voraussetzung für den Erwerb einer Zweitsprache. Die Interkulturellen MitarbeiterInnen sind vor allem in den Ballungsgebieten St.Pölten, Wiener Neustadt, Korneuburg und Neunkirchen eingesetzt. Einzelne Kindergärten, in denen der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache fast 50 Prozent beträgt, aber auch ganze Viertel und das Gebiet um Krems, Melk, Scheibbs, Amstetten, Bruck und Wien können derzeit nicht betreut werden. Ein Ausbau der Interkulturellen MitarbeiterInnen ist daher dringend notwendig.

Dieser Ausbau soll schrittweise Wirklichkeit werden, versicherte heute Landesrätin Christa Kranzl. Der Ausbau müsse so rasch wie möglich vorangetrieben werden, um die Kinder schon vor der Schule zweisprachig zu fördern. Zuletzt führte das Thema auch zu einem Resolutionsantrag im NÖ Landhaus. Interkulturelle Pädagogik und die Arbeit „Interkultureller MitarbeiterInnen ist keine ausländerspezifische Maßnahme, sondern eine Antwort auf die multikulturelle Zusammensetzung unserer Gesellschaft. Sie soll den Kindern und Erwachsenen helfen, Vielfalt und Verschiedenheit als Lern- und Entwicklungschance zu verstehen und zu nutzen“, erklärte dazu Kranzl.


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