16.06.2000 | 00:00

Geheimnisse des Heidentores offengelegt

Exakte Rekonstruktion des Bauwerkes liegt vor

„Das sogenannte Heidentor, seit Jahrhunderten Wahrzeichen von Carnuntum und der gesamten Region, hat seine Geheimnisse verloren. Es ist gelungen, durch Grabungen rund um das Heidentor im Verlauf von Sicherungsarbeiten den Bauherren, die Zweckbestimmung und sogar das Aussehen des Heidentores zu entschlüsseln.“ Univ.Prof. Dr. Werner Jobst, zuständiger Archäologe des Landes Niederösterreich, kann zu dieser positiven Bilanz auch eine Rekonstruktion des Heidentores präsentieren, die von Dr. Klaus Müller vom Institut für Bauforschung und Baugeschichte (München) nach den Angaben aus Österreich gefertigt wurde. „Aus völlig unerklärlichen Gründen sind frühere Generationen von Archäologen nie auf die Idee gekommen, den Bauschutt zu untersuchen, der sich rund um das Heidentor befand“, erklärt Dr. Jobst und beklagt, dass bei einer großen Restaurierung im Jahr 1907 der große Schutthügel abgeräumt wurde, aus dem das Heidentor ragte, insgesamt rund 400 Kubikmeter. Für den jetzigen Befund musste man sich auf den Rest beschränken, immerhin eine Schicht von 70 Zentimetern Höhe. Ausreichend, um bisher völlig unbekannte Details der Baugeschichte des Heidentores zweifelsfrei festzustellen. Die jüngsten Untersuchungen ergaben eine Datierung des Bauwerkes in die Jahre 350 bis 360. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in dem Heidentor eines der Triumphalmonumente des Kaisers Constantius II. zu sehen ist, der damit seine militärischen und politischen Erfolge signalisieren wollte. Die erste Beschreibung des Bauwerkes in der Neuzeit stammt aus dem 16. Jahrhundert. In dieser Zeit gab es auch eine Sprengung, die den Türken oder vielleicht auch Matthias Corvinus anzulasten ist. Dabei wurde das Monument um zwei Pfeiler dezimiert und dadurch halbiert. Der 1884 gegründete Verein Carnuntum beschäftigte sich in seiner Frühzeit mit dem Tor, und eine erste Rekonstruktion kam zu falschen Schlüssen. Das Tor wurde aus „Spolien“ erbaut, darunter befanden sich allein 22 Weihealtäre. Auch über die Höhe des Heidentores ist man sich im klaren. Es war höchstens 15 Meter hoch. Oben gab es eine Attikazone, im Zentrum einen 4,50 Meter hohen Sockel, der eine Statue trug. Im Herbst 2001 soll die Sicherung des Heidentores abgeschlossen sein. Man kann im Anschluss daran das Bauwerk samt einer Freilicht-Dokumentation wieder besichtigen.


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