06.06.2000 | 00:00

LH Pröll in Potsdam:

Standortqualitäten der ländlichen Räume nutzen!

„Der permanente wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel, der heute in einem nie dagewesenen Tempo abläuft und sich von seiner Dimension her als weltumspannend und zugleich bis in das kleinste Dorf hinein reichend erweist, setzt neue Spielregeln in Kraft, verstärkt die Verteilungskämpfe um Funktionen und Finanzen und lässt nicht mehr nur Unternehmen, sondern zunehmend Standorte in Konkurrenz treten. Damit stehen die ländlichen Räume vor der gewaltigen Bewährungsprobe, sich als zukunftsträchtige Standorte in Europa zu profilieren”, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, heute bei „rural 21”, einer internationalen Konferenz zur Zukunft und Entwicklung ländlicher Räume des deutschen Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Potsdam. Die Europäische ARGE ist dabei neben ihrem Vorsitzenden Pröll auch mit den Bürgermeistern der Preisträgergemeinden im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 1996 und 1998, Camille Gira, Beckerich, Luxemburg, und Werner Grolly, Obermarkersdorf, Niederösterreich, vertreten.

Der Standort ländlicher Raum, so Pröll weiter, verfüge über ein Profil, das unter den aktuellen Bedingungen alles andere denn ein Nachteil sei, und über eine Reihe von Qualitäten, die sich als echte Zukunftsperspektiven erweisen könnten. Konkret nannte er dabei:

Globalisierung und Europäisierung, charakterisiert durch wachsende Geschwindigkeit, Komplexität und Vereinheitlichung, verlangen nach einem Gegengewicht, das mit Begriffen wie Überschaubarkeit, Identität, Verwurzelung, Beheimatung umschrieben werden kann. Qualitäten also, die nur ländliche Lebenswelten zu bieten haben.

Im Zeitalter von Telekommunikation und pendelnden Daten verlieren Entfernungen an Bedeutung, wodurch sich die ökonomischen Potentiale ebenso wie die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in peripheren Räumen vergrößern.

Natürliche Ressourcen haben infolge des beispiellosen Raubbaues in den vergangenen Jahrzehnten enorm an Wert gewonnen. Die Menschen sind auf der Suche nach Überlebensräumen, die sie in ländlichen Regionen finden.

Der Alltag in einer rein funktionalen Welt stärkt die Sehnsucht der Menschen nach direkter sinnlicher Wahrnehmung, emotionaler Erweiterung und Begegnung mit dem Erlebnis Landleben. Damit wächst die Bedeutung des ländlichen Raumes als Ausflugs- und Tourismusziel.

Zahlreiche ländliche Regionen haben den Trend zur Versorgungsgesellschaft nicht mitvollzogen bzw. bewusst die Wende zur Verantwortungsgesellschaft eingeleitet. Damit ist ihnen gemeinsam, dass sie heute eine Vorreiterrolle hinsichtlich einer längst fälligen gesellschaftlichen Neuordnung einnehmen, dass Bürgergesellschaft in vielen ländlichen Kommunen bereits Realität ist.

„Es liegt an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, diese Optionen durch Maßnahmen in Richtung Verbesserung der Infrastrukturausstattung, Nutzung endogener Potentiale, kulturelle Profilierung sowie Natur- und Landschaftsschutz auf Basis nachhaltiger Strategien und regionaler Kooperationen sowie durch Standpunkte, die auf Harmonie zwischen Technik, Mensch und Natur, Subsidiarität, Bürgerpartizipation, Weltoffenheit und Zukunftsmut setzen, als Chancenreservoire zu etablieren”, schloss Pröll.


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