20.05.2014 | 14:50

Bilanz: „Ein Jahr nach dem Jahrhunderthochwasser 2013"

Pernkopf zur aktuellen Hochwassersituation: „Landesregierung hat eine Million Euro Soforthilfe beschlossen"

Bilanz Jahrhunderthochwasser 2013: Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, MSc, Militärkommandant Brigadier Rudolf Striedinger, Landesrat Dr. Stephan Pernkopf  und Rot Kreuz-Vizepräsident Josef Schmoll (v.l.n.r.)
Bilanz Jahrhunderthochwasser 2013: Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, MSc, Militärkommandant Brigadier Rudolf Striedinger, Landesrat Dr. Stephan Pernkopf und Rot Kreuz-Vizepräsident Josef Schmoll (v.l.n.r.)© NLK Diese Datei steht nicht mehr zum Download zur Verfügung. Bild anfordern

Dass Niederösterreich eine „Weltmacht der Freiwilligkeit" sei, zeige sich derzeit wieder anlässlich der aktuellen Hochwasserkatastrophe, so Landesrat Dr. Stephan Pernkopf im Rahmen der Pressekonferenz „Ein Jahr nach dem Jahrhunderthochwasser 2013" heute, Dienstag, im NÖ Landhaus. Gemeinsam mit Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, MSc, Militärkommandant Brigadier Rudolf Striedinger und Rot Kreuz-Vizepräsident Josef Schmoll zog er Bilanz und informierte über künftige Hochwasserschutzprojekte.

„2013 hat die Katastrophe das ganze Land entlang der Donau erfasst", so Pernkopf. Aufgrund des Ausmaßes der Hochwasserkatastrophe 2002 habe man den Ausbau der Schutzanlagen forciert. 300 Projekte seien bis Juni 2013 fertiggestellt und 600 Millionen Euro dafür investiert worden. Nach dem Jahrhunderthochwasser 2013 habe sich das Land Niederösterreich gemeinsam mit dem Bund darauf geeinigt, die Mittel für den Hochwasserschutz weiter zu erhöhen, um den Ausbau der Schutzprojekte noch rascher vorantreiben zu können. Demzufolge werde der Ausbau entlang der Donau nicht wie ursprünglich geplant bis 2023, sondern bis 2019 fertiggestellt. In Summe werden in Niederösterreich bis 2023 rund 861 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert, davon entfallen alleine 100 Millionen Euro auf das heurige Jahr. „110 Schutzmaßnahmen sind derzeit in der Umsetzung, weitere 35 Projekte werden noch 2014 realisiert", so Pernkopf.

Seit dem Hochwasser 2013 haben mehrere Hochwasserschutzprojekte ihre Funktionstüchtigkeit erreicht, beispielsweise der Hochwasserschutz in Melk mit Investitionskosten von rund 10 Millionen Euro und jener in Haugsdorf mit rund 3,5 Millionen Euro. Vor wenigen Tagen erfolgte der Spatenstich für Dürnstein mit Investitionskosten von 14,75 Millionen Euro und in der heutigen Regierungssitzung wurden die Gelder für die Projekte in Erlauf mit 2,2 Millionen Euro und für das Projekt Kamp-Unterlauf Süd mit 6 Millionen Euro freigegeben.

Auch das Hochwasser der letzten Tage unterstreiche die Bedeutung des vorausschauenden Hochwasserschutzes, so Pernkopf. Besonders betroffen seien dieses Mal das Industrie- und Mostviertel. Bis zu 200 Liter pro Quadratmeter habe es dort teilweise geregnet. „Das hat dazu geführt, dass es zu Überschwemmungen und zur Hochwasserkatastrophe in den entsprechenden Gemeinden gekommen ist", so Pernkopf. Derzeit laufen die Aufräumarbeiten. Das Schadensausmaß stehe noch nicht fest, man gehe aber derzeit von 1.000 betroffenen Objekten mit einer Schadenssumme von 10 bis 20 Millionen Euro aus. „Um rasch und effizient helfen zu können, hat die Landesregierung unter Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll in ihrer heutigen Sitzung eine Million Euro für Soforthilfemaßnahmen beschlossen", so Pernkopf. Schadenskommissionen seien bereits unterwegs, um das Schadensausmaß festzustellen.

Durch eine „punktgenaue Evaluierung" und „genaue Analyse des Ablaufgeschehens" mit allen Gemeindeverantwortlichen, Einsatzorganisationen und Experten konnten auf viele Fragen, die während und nach dem Hochwasser 2013 aufgeworfen wurden, Antworten gefunden werden. Schlammauflandungen können beispielsweise zu einer Erhöhung des Wasserspiegels führen. Eine Bund-Länder-Expertengruppe wurde beauftragt, hier neue Strategien zu entwickeln. Bäume können eine Gefahrenquelle für mobile Hochwasserschutzanlagen darstellen. Konsequenzen sind das „Entfernen von Gegenständen und Bäumen sowie die Ertüchtigung von Zufahrtsstraßen", so Pernkopf. Erarbeitet werden sollen auch Sonderalarmpläne. Mit diesen können die Gemeinden bereits in Trockenzeiten festlegen, wer in welcher Situation was zu tun hat. Das Land NÖ unterstützt die Erstellung dieser Sonderalarmpläne. Konkret in Ausarbeitung sind solche Pläne derzeit an der Donau, der Pielach, der Pulkau und entlang des Marchfeldschutzdammes.

Man arbeite intensiv daran, auf zukünftige Hochwasserkatastrophen vorbereitet zu sein, so Pernkopf. „Wir können nie einen 100-prozentigen Schutz gewährleisten, daher ist es wichtig, dass wir uns auf unsere Freiwilligen verlassen können." Es dürfe daher nicht auf Kosten der Sicherheit gespart werden. „Katastrophenschutzfähigkeit muss gewährleistet sein", so der Landesrat. Er bedankte sich für die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften, dem Landesfeuerwehrkommando, dem Bundesheer und dem Roten Kreuz. „Die Betroffenheit in den Gemeinden ist nach wie vor groß, es hat sich aber gezeigt, dass die Familie Niederösterreich bedingungslos zusammensteht", so Pernkopf.

2013 sei die Feuerwehr eine Woche lang mit 25.000 Einsatzkräften im Einsatz gewesen. „Wir haben permanent 5.000 Einsatzkräfte zur Verfügung, die innerhalb von zwei Stunden einsatzbereit sind", so Landesfeuerwehrkommandant Fahrafellner. Das zeige die „Schlagkraft der Freiwilligkeit", die nirgends anders zu finden sei. Beim aktuellen Hochwasser seien 5.100 Einsatzkräfte der Feuerwehr im Einsatz und seit 17. Mai sei die Feuerwehr in Zusammenarbeit mit der Wasserrettung in Abstimmung mit dem Innenministerium in Bosnien im Einsatz. „Wir haben bisher 180 Leben retten können, darunter auch ein drei Monate altes Kind", so Fahrafellner. Evakuierungen seien sehr schwierig, da viele nicht bereit seien, ihre Häuser zu verlassen. Zudem kommen durch die verendeten Tiere ein starker Verwesungsgeruch und eine große Seuchengefahr. Heute Vormittag haben die Ablösekräfte die Reise nach Bosnien angetreten. Wie lange der Einsatz dort dauern werde, sei aber nicht absehbar.

Ein „sehr positives" Resümee aus der Katastrophe 2013 zog auch Militärkommandant Striedinger. „Die Einsatzkräfte haben sehr gut zusammengearbeitet", so Striedinger. Seitens des Bundesheeres konnte man auf eine „sehr gute und breite Basis aus Grundwehrdienern, Truppen und Garnisonen" bauen, aufgrund der derzeitigen budgetären Situation werde das Bundesheer in Zukunft nicht mehr so breit aufgestellt sein. „Wir befinden uns in einer Lage, wo wir Schwierigkeiten haben, unseren täglichen Dienstbetrieb zu bewältigen", so Striedinger. Zur Unterstützung der örtlichen Behörden sei das österreichische Bundesheer derzeit auch in Bosnien im Einsatz.

Rot Kreuz-Vizepräsident Schmoll informierte, dass das Rote Kreuz 2013 ein Spendenvolumen von 610.000 Euro und Waren im Wert von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung hatte, um Soforthilfe leisten zu können. 1.700 Stunden seien seitens des Roten Kreuzes geleistet worden. Verstärkt wurde vor allem der Rettungsdienst in den betroffenen Gebieten. Ein Danke sprach Schmoll an Landesrat Pernkopf aus, und zwar, dass das Rote Kreuz einen LKW aus Landesmitteln bekommen habe, um die Waren an die betroffenen Personen auszuliefern.

Nähere Informationen: Büro LR Pernkopf, DI Jürgen Maier, Telefon 02742/9005-13324, e-mail lr.pernkopf@noel.gv.at.

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