Das Land Niederösterreich, die Arbeiterkammer Niederösterreich und die Schuldnerberatung Niederösterreich führen an zwölf ausgewählten Schulen das Pilotprojekt „Finanzführerschein“ ein. Die Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister und Ulrike Königsberger-Ludwig stellten gemeinsam mit Arbeiterkammer NÖ Präsident Markus Wieser und Schuldnerberatung NÖ Geschäftsführer Michael Lackenberger heute, Mittwoch, im ArbeitnehmerInnen-Zentrum St. Pölten die Initiative zur Stärkung der Finanzbildung junger Menschen vor.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister sei dankbar für die Zusammenarbeit und Kooperation „bei diesem wichtigen Thema, was die Finanzbildung, die Vorbereitung aufs Leben für die jungen Menschen in Niederösterreich anbelangt. In Zeiten wie diesen stehen Jugendliche - genauso wie alle anderen Altersgruppen - vor diversen Herausforderungen.“ Energiekrise, Energiepreise und Lieferkettenschwierigkeiten „spüren alle, auch die jungen Menschen, Inflation wie Teuerung beschäftigt uns“, so die Landesrätin. Neben Maßnahmen zur Abfederung der Teuerung versuche man mit dem Finanzführerschein die Menschen kompetent zu machen. „Hilfe zur Selbsthilfe ist mir in vielen Bereichen wichtig, auch in diesem Bereich“, unterstrich Teschl-Hofmeister. Dass die Finanzbildung in den Schulen zu Hause sein müsse, sei für sie als Bildungslandesrätin klar: „Jedes Puzzlestück, das ein Stück weiterhilft, ist willkommen und kann von mir nur begrüßt werden.“
Polytechnischen Schulen seien die beste Vorbereitung auf eine Lehre, wo infolge die jungen Menschen zum ersten Mal das selbstverdiente Geld in den Händen halten. Daher sei es naheliegend, in den Polytechnischen Schulen den Finanzführerschein anzubieten. Im April 2023 sei das Pilotprojekt an den drei Testschulen Böheimkirchen, Mank-Melk und St. Valentin erstmals angeboten worden, nun seien zwölf Schulen am Projekt interessiert, neun davon sind Polytechnischen Schulen. In fünf Modulen zu je zwei Stunden werde praxisnahes Wissen vermittelt. „Wir wollen mündige Käuferinnen und Käufer, mündige junge Menschen, die ihre Entscheidungen nicht einfach so treffen, sondern weil sie wissen, was sie tun“, führte Teschl-Hofmeister aus. Gerade auch für junge Frauen sei Finanzwissen und finanzielle Unabhängigkeit besonders wichtig.
Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig sagte: „Es ist ganz wichtig, dass der Finanzführerschein in den Schulen bei den Jugendlichen ankommt – dort, wo die jungen Menschen greifbar sind.“ Die Schuldnerberatung sei seit über 30 Jahren ganz wichtiger Partner des Landes Niederösterreich und jener Menschen, die in Niederösterreich leben. „Es geht darum, Menschen zu beraten und begleiten, wenn sie einen großen Schuldenberg angehäuft haben, damit sie aus der Schuldenfalle wieder herauskommen“, erklärte sie. Der Rückblick in die Schuldnerberatung zeige, dass die Menschen vor allem beraten worden seien, wenn sie schon Schulden hatten. „Heute gibt es bei der Schuldnerberatung unterschiedliche Angebote. Seit 2015 gibt es das betreute Konto in Niederösterreich, wo Menschen betreut werden, um in ihren Finanzprioritäten gestärkt zu werden. Zum anderen gibt es die Budgetberatung, um gar nicht in die Schuldenfalle hineinzukommen. Dann gibt es die Finanzbildung, die sich vor allem an junge Menschen richtet“, führte Königsberger-Ludwig aus.
Die Finanzbildung wurde in den letzten Jahren immer mehr angenommen, 2023 haben laut Landesrätin Königsberger-Ludwig 650 Menschen die Finanzbildungsberatung der Schuldnerberatung in Anspruch genommen. „Eine Folge davon ist der Finanzführerschein, der sich hauptsächlich an junge Menschen richtet, weil wir davon überzeugt sind, zu Beginn einer Berufskarriere zu wissen, wie gehe ich mit dem Geld um. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir in Niederösterreich mit dem Finanzführerschein starten. Denn die Durchschnittsverschuldung von jungen Menschen hat sich von 2019 bis 2023 von 26.758 Euro auf 28.081 gesteigert.“
Arbeiterkammer NÖ Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser erklärte, dass Arbeitnehmerinteressensvertretung und Land immer dann eng zusammenarbeiten, wenn es um ganz wesentliche Themen gehe: „Ich glaube, dass wir hier beispielgebend eine weitere wegweisende Initiative in der Finanzbildung für unsere Jugendlichen auf den Weg gebracht haben. Viele Jugendliche vor allem in den Polytechnischen Schulen stehen kurz vor dem Start in die duale Berufsausbildung. Das bedeutet, dass man erstmals eigenverdientes Geld in der Hand hält. Da braucht es die Unterstützung von uns, um die Herausforderung in der Finanzwirtschaft zu meistern.“ Gerade jetzt, in Zeiten von Teuerung und Inflation sei es ganz wichtig, Wissensvermittlung näher zu bringen. Mit dem Finanzführerschein habe man eine wichtige Initiative geschaffen, um die Jugendlichen auf die Zukunft vorzubereiten.
Schuldnerberatung NÖ Geschäftsführer Michael Lackenberger erklärte: „Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, wie sehr Menschen unter Schulden leiden.“ Vor allem viele junge Menschen würden oft in die Schuldenfalle tappen. Das liege laut Lackenberger an zwei Gründen: Einerseits sei es „leicht geworden“ Schulden zu machen, andererseits bieten soziale Medienplattformen viele Möglichkeiten. Besonders junge Menschen seien anfällig, weil sie keine Vorerfahrung im Finanzbereich hätten. Der Finanzführerschein soll Basisfinanzbildung anbieten und die jungen Menschen auf das Erwerbsleben vorbereiten. Er wünsche sich für „die Zukunft, dass der Finanzführerschein genauso wichtig wird wie der Autoführerschein.“
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Stellten den „NÖ Finanzführerschein“ vor: Schuldnerberatung NÖ Geschäftsführer Michael Lackenberger, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, Arbeiterkammer NÖ Präsident Markus Wieser und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (v.l.n.r.)
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